René Flietner

Design & Craft

Erfolgreich von Planung bis Ausführung

Hofkino – Detmold

Juli 3, 2004

Inszenierung eines verlassenen Ortes für eine Eventreihe

Hofkino am Schubertplatz in Detmold

Crossing the Bridge The Sound of Istanbul

Duft der grünen Papaya

The Straight Story

Detmolder Blickwechsel trägt Früchte

Im Sommer 2004 initiierte ich gemeinsam mit Freunden unser eigenes Kino. Es war die Zeit als man erst seit wenigen Jahren Kultfilme auf DVD kaufen und auf dem heimischen PC oder TV abspielen konnte. Filme die man im Kino verpasst hatte, konnten nun nachträglich angeschaut werden.  Angeregt durch die vielen Überlegungen während der „Sommernacht auf der Kulturalle“ und dem „Demolder Blickwechsel“ im Jahr zuvor, wie man unbeachtete Orte im Stadtraum beleben oder gar inszenieren kann, entstand mein „Hofkino“ Projekt.

Dazu hatte ich zum Auftakt den ziemlich heruntergekommenen Hinterhof unseres Wohnhauses aufgeräumt und die unfertige Backsteinwand mit wenigen Mitteln in Szene gesetzt. Ich nahm ich die vom Lichterfest 2003 eingesammelt und übrig gebliebenen Schwimmkerzen und befestigte sie auf der Hofwand. Die herausstehenden Metalldrähte die eigentlich zur Befestigung der Dämmung vorgesehen waren und ohnehin ein Verletzungsrisiko darstellten, bog ich zu einem Ring in dem die Kerzenbecher halt fanden. Die Inszenierung des Hofraumes war mittels ein paar Kerzen und Drähten mit wenigen Mittel fertig!

Als nächstes besorgten wir alte Sofas und Sessel und stellten diese auf. Um aus dem Kino ein Event zu machen boten wir unseren Gästen vorab leckeres Essen und Getränke an. Das Essen sollte passend zum Herkunftsland des Filmes ausgewählt werden.

Crossing the Bridge

Den Auftakt machten wir mit Crossing The Bridge – The Sound of Istanbul“ von Fatih Akin. Ein absolutes Muss für Musik- und Filmliebhaber. Es gab kühle Getränke, türkische Oliven, frische Blattsalate mit Schafskäse und von einer Freundin selbstgemachte Börek und Fladenbrot.

The Straight Story 

An einem weiteren Abend im Hof schauten wir „The Straight Story“ von David Lynch. Ein alter Kautz im mitteleren Westen der USA macht sich mit seinem Rasenmäher-Traktor auf den Weg, um seinen Bruder den er seit 45 Jahren nichtgeshen hatte, nochmal zu besuchen bevor seine Tage gezählt sind. Wer seinen Bruder vermisst, weil er mit diesem zerstritten ist, weiß wovon ich rede. Bildreich und herzzerreissend. Dazu gabs natürlich Cola, Burger und Budweiser-Bier

 

Das letzte Kino der Welt

Dann zog das „Hofkino“ in den Detmolder Palaisgarten um. Für ein letztes mal im Sommer 2004 und bis heute. Wir schauten passend zur letzten Veranstaltung „Das letzte Kino der Welt“ Ein Kultfilm der in Argentinen spielt indem es um die Bewohner eines Dorfes geht, in dessen Kino nur kurzes unzusammenhängende Filmschnipsel gezeigt werden. Sehr lustig!

 

 

Hofkino im Detmolder Palaisgarten

Zum Anschauen hingen wir einen mit Gaze bespannten ca. 2 x 3 m großen Rahmen in die Bäume um darauf den Film zu projizieren. Das Material erlaubt es, dass das Projektorlicht sehr scharfe Bilder erzeugt und die Projektion von beiden Seiten des Rahmens angeschaut werden kann. Die Gäste sollten sich also eine Decke mitbringen und einfach zu beiden Seiten der Projekttionsfläche auf die Wiese legen. Ein paar Lautsprecher ringsum sollten dafür sorgten, dass wir bei relativ geringer Lautstärke keine anderen Parkbesucher störten. Das Essen kam diesmal aus einem alten Gas-Backofen den wir mitgebracht hatten. Zu Essen gabs der Einfachheuthalber Pizza vom Blech. Nun lagen wir da auf der Wiese, unter teilweise 200 Jahre alten Bäumen, zu beiden Seiten des Filmes. Den Bauch vollgegessen, kühles Bier dazu. Was soll ich sagen. Es war wunderbar! So sehr, dass keiner auf die Idee kam ein Foto zu machen.

Hofkino ein letztes mal zu Hause – Der Duft der grünen Papaya

Mein Konzept des Mottoabends mit Film und passendem Essen dazu hatte sich herumgesprochen. Sodass mein „zeitweise“ Mitbewohner und Mentor in Entwurfsangelegenheiten Prof. Norbert Bergfhof aus Frankfurt neugierig wurde. Ich befasste mich zu dieser Zeit mit Hofhaustypologien und machte ein kleine Broschüre dazu. Norbert betreute das Projekt und wir schauten uns passend zum Hof-Thema den Film „Der Duft der grünen Papaya“ an. Die gesamte Handlung spielt in einem vietnamesischen Hofhaus der 50ziger Jahre indem ein 10 jähriges Dienstmädchen langsam erwachsen wird. Das Haus besteht aus mehrfach ineinander verschachtelten Gebäudeteilen die sich um zwei Höfe anordnen. Die Wände und Öffnungen sind im traditionell asiatischen Baustil sehr offen und kunstvoll gestaltet. Die Kamera fängt die Verschachtelung der Räume, Aus- und Einblicke und Überlagerung der handelnden Figuren auf sehr spannende Weise ein.  Es ist auch ein sehr stiller Film der fast ohne Dialoge auskommt. Kaum auszuhalten. Es gibt auch keine Begleitmusik. Dennoch ein absolut bildreiches und kraftvolles Drama. Sehr zu empfehlen!