René Flietner

Design & Craft

Erfolgreich von Planung bis Ausführung

In der Medina von Fés – Fotosession

Nov. 30, 2010

Eindrücke aus der quirlligen Altstadt von Tanger und Fés zur Zeit des Opferfestes 2010

Schönheit und Entsetzliches liegen manchmal sehr nah beieinander!

Opferfest in Tanger

Das Opferfest ist neben dem Ende des Fastenmonats Ramadan der höchste islamische Feiertag und zieht sich über mehrere Tage hin, ähnlich des christlichen Weihnachtsfestes. Hierbei wird in der Regel ein Paarhufertier, außer Schweine geschlachtet und mit der Familie, Verwandten und Freunden verzehrt. In Marokko sind es zumeist Schafe, deren Überbleibsel die für den Verzehr nicht geeignet sind, in recht marzialischen Riten öffentlich verbrannt werden. Zumeist von männlichen Jugendlichen und Kindern die das aber eher als Spiel verstehen dürften. Als ich die Reise mit meinem Begeleiter Michael plante, ahnten wir allerdings nicht was uns erwarten würde. Ein Blick in den Kalender hätte uns gewiss darauf hingewiesen, ob ich dann aber in diesem Zeitraum nach Marokko gefahren wäre bleibt unbeanwortet. Als wir nun so unvorbereitet durch die Gassen schlenderten und die ersten Eindrücke sammelten, war recht schnell klar, dass sich so eine Gelegenheit zu fotografieren nicht wieder anbieten würde. Ohne die Szenerie weiter zu beurteilen versuchte ich meine eigene Stimmung in den Fotos festzuhalten. So war ich plötzlich Teil des Geschehens und setze mich sehr schnell damit auseinander, welche Verantwortung ich als Beobachter gegenüber meinen Gastgebern deren Land ich bereise habe. Ich war mir lange nicht klar darüber, ob ich diese Szenen überhaupt fotografieren soll und noch weniger zu zeigen. Denn ich persönlich finde solche Gesten ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Teilweise stösst es mich ab, zum anderen sehe ich das Feuerritual. Eines der elementarsten der Menschheit. Doch dann sah ich auch das spielerische und wie aufmerksam die jungen Männer und teilweise noch Kinder die nicht ganz ungefährliche Situation händeln.  Und dann konnte ich mich zumindest was das Spiel betrifft selber darin wiederkennen.

Die farbigen, teils unfertigen Boote sind einfach nur schön! Was soll man dazu großartiges sagen?

Nix!

In der Medina von Fés

Unsere Reise ging dann nach 2 Übernachtungen mit dem Zug weiter nach Fés. Unserem eigentlichen Ziel der Reise. Eine der 4 Königsstädte in Marokko und vor allem mit einer noch weitestgehend intakten Medina (Altstadt). Die Feuerszenen anlässlich des Opferfestes fanden in den Gassen allerdings schon nicht mehr statt. Dafür bot sich eine äußerst friedfertige Festtagsstimmung. Junge wie alte Paare, Männer/Männer, Männer/Frauen, Frauen/Frauen schlenderten Händchen haltend durch die Gassen. Die meisten Menschen waren festlich gekleidet. Besonders schön und anmutend erschienen ältere Männer mit ihren Djellabas. Und wie sie mit ihrem Babuschs gemächlich dahin schlurften. Ich konnte meinen Blick kaum abwenden. Freute mich immerwieder über die vielfältigen Farben der langen traditionellen Gewänder und wie dann oben doch noch ein charakteristischer Kopf rausschaut. Wir zogen durch die Gassen. Hierauf war ich besonders gespannt. Denn ich setzte mich einige Jahre zuvor im Studium mit Hofhausstrukturen ausseinander und insbesondere dem Islamischen Hofhaus worüber ich zum Abschluss meiner Arbeit eine Broschüre machte die hier auf der Webpage auch veröffentlicht ist. Die Gassen und Strassen sind hier im Gegensatz zur mitteleuropäischen Vorstellung nämlich nicht die Schauseite der Stadt, sondern eher ein Mittel zum Zweck von Platz zu Platz zu kommen, soweit diese überhaupt eine Rolle spielen, und von Hof zu Hof. In meiner Broschüre habe ich die Zusammenhänge ausführlich beschrieben. Hier sei nur so viel erzählt, dass die Gassen die teilweise unter den Geschossdecken  angrenzenter Gebäude verlaufen eine besondere Wirkung auf jeden Besucher haben und eine magische Dynamik auslösen. Man wird geradezu durch die Gassen gesaugt sobald man sich einer Traube von Menschen in die eine Richtung bewegt und in die andere Richtuing gestossen sobald es einen unvorhergesehene Gegenverkehr gibt. Will man stehen bleiben, ergattert man sich am besten ein freies Plätzchen in einer Niesche, Eingangstür oder läuft einfach bis zum nächsten Marktstand wo in der Regel mehr Platz ist. So auch als uns zum ersten mal die Maultiere mit teilweise 2,5 m hoch beladenen von Körperflüssigkeit triefenden Schafsfellen die nach den Schlachtungen zu Hauf eingesammelt und abtransportiert wurden entgegenkamen. Ich konnte mich  in einer Türniesche noch schnell in Sicherhheit bringen. Beim nächsten Hufegeklapper legte ich den Rückwärtsgang ganz von selber ein. Es war ein wenig wie Achterbahn oder vielleicht besser gesagt Geisterbahnfahren. Auch das wollte ich unverblümt einfachen und lief mit meiner Kamera vor der Brust immer wieder durch die Gassen und versuchte jedes vorbeirauschende Motiv festzuhalten. Die dunklen Gassen erforderten ein Umstellen der Kamera auf eine hohe Empfindlichkeit und lange Belichtungszeiten. Und da ich möglichst authentische Gesten einfangen und somit unerkannt bleiben wollte, versteckte ich die Kamera unter meinem Mantel, stellte die Belichtungszeit auf eine feste Größe ein die sowohl in den dunklen wie auch hellen Gassen eine erkennbare Aufnahme machte. Zudem veränderte ich die Kontraste und Sättigung  in den Voreinstellungen der Digitalkamera. So entstanden die sehr harten, teilweise wie gemalten und aufs Wesentliche reduzierten Bilder. Die Bilder sind bis auf wenige Eingriffe kaum  nachgearbeitet.

Innenhöfe in Tanger und Fés

Als ich mich im Studium mit dem Thema Hofhäuser im allgemeinen befasste, entstand eher beiläufig meine Faszination für Islamische Hofhäuser.
Neben dem antiken griechischen und römischen Hofhaustyp, beinflusste unsere Kultur auch das spanische und vor allem der islamische Typ. Heute für selbstverständloch gehalten wurden bereits im Mittelater, zur Blütezeit der islamischen Kultur viele Motive in die europäische Architektur übernommen. Ornamente, Bögen, Gewölbeformen, Farben, Fresken usw. Dennoch unterscheidet sich der neuere traditionelle arabisch/islamische Hoftypus wesentlich vom spanischen oder mitteleuropäischen Typ. Die Gebäude und Strassen richteten sich immer auf eine gemeinsame Mitte, nämlich dem Marktplatz, der Kirche oder dem Schloss aus. Im islamischen Kontext richtet sich alles auf viele Mittelpunkte, nämlich dem Hof mit seiner imaginären vertikalen Achse, symbolisiert durch einem Brunnen, einer Sitzgruppe, einer wie auch immer gearteten räumlichen Geeste aus. Und darum dreht sich der Rest. Viele Male. In jedem Haus auf seine eigene Weise. Parks und offentliche Plätze sind in der traditionellen islamischen Baukultur im Verhältnis zur europäisch geprägten eher untergeordnet.
Was mich aber eigentlcih an Hofhäusern fasziniert ist, dass man drinnen draußen ist. Und mit der islamischen Bauweise, den prächtigen Farben, üppigen Ornamenten, natürlichen Materialien und vilefältigen Formen wird das in einer Weise umgesezt die mich als Mensch fast nur noch zur Zierde zulässt. Beinahe erdrückend aber man kann such einfach nicht sattsehen. Als Gast in eimem Riad in Fés wie ich es in den Bildern versucht habe festzuhalten war ein besonderer architektonischer Moment.