Punkt 1077 – Ort des Rückzuges
Konzept & Entwurf zur Raumnutzung eines verlassenen Ortes in den schweiz’italienischen Alpen im Rahmen meines Architekturstudiums
Ankommen
Phänomene des Reisens
Nach insgesamt 24 h Fahrzeit von NRW, übern Breisgau, einer Übernachtung am Gotthardpass kam ich Vormittags bei strahlend blauem Himmel im Onsernonetal an. Die ersten Ausblicke ins Tal waren beeindruckend. Es war Ende Mai, alles grünte und die Natur präsentierte sich prachtvoll. Ich hatte mir nach meinem ersten Aufenhalt 6 Wochen zuvor die Aufgabe gestellt, beim nächsten Besuch das Angekommen und den Weg durchs Tal nach oben zur Alpe Fondo Monfraccio mit Zeichnungen, Fotos und Aquarellen zu dokumentieren. Zudem inspirierten mich die Schriften verschiedener Philosophen wie Otto Friedrich Bollnow zum Thema „Entschleunigung“ und „Phänomene des Reisen“. Ich wollte unteruchen wie sich die Berge auf meine Wahrnehmung auswirkten. Was passiert mit mir nach 1000 km Autofahrt über die Alpen, heruntergebremst durch das engste Tal des Tessins um es am Ende nicht erwarten zu können, auszusteigen um zu Fuss weiter zu laufen. Doch zu vor wollte ich die einzelnen topografischen Veränderungen auf mich wirken lassen und die Übergänge bildhaft festhalten. Ich stellte also bald mein Auto am Straßenrand ab und machte die ersten Fotos. Die Dörfer und Zesuren des Menschen in der Landschaft waren noch weit weg. Lediglich die Strasse, und das Auto und ich waren menschlichen Ursprungs. Ich sah einfach nur ein Meer von Natur und machte bald darauf auch mein erstes schnelles Aquarell.
Entschleunigung
Nachdem ich den vorderen Teil des Tals bereits durchfahren hatte und mich nicht satt sehen konnte, parkte ich das Auto für längere Zeit, legte die Kamera zur Seite und lief die ersten Schritte den Hang hinauf. Zu schön ist die Aussicht, dachte ich, diese weiter an mir vorüberziehen zu lassen. Beiendruckend wie fein sich die Strasse an den Berg schmiegt. Die Häuser auf jedem verfügbaren Plateau stehen und sich zu kleinen Siedlungen versammeln. Ich suchte mir einen schönen Platz, setze mich und machte mein nächstes Aquarell. Die Vorzeichnung wies schon wesentlich mehr Details auf und dauert länger als ich es eigentlich eingeplant hatte. Doch ich merkte, wie ich langsam ankam und nahm mir die Zeit die ich brauchte.
Ponte Oscuro
Ponte Oscuro, die dunkle Brücke. Sind zwei aufeineanderfolgende Brücken die mir am Abzweig ins Seitental Vergeletto bereits bei meinem ersten Besuch im Onsernone aufgefallen waren. https://www.wildvalley.ch/ponte-oscuro. Hier reisst der rechte Berghang kurz auf und gibt den Blick ins Vegeletto frei. Der Ribo hat hier eine tiefe Schlucht in den Berg geschnitten. Eine Brücke führt mich hinüber. Ich parke das Auto, laufe zurück und quetsche mich wegen vorbeifahrender Autos an den Strassenrand um einen schönen Bildausschnitt für mein nächstes Aquarell zu finden. Dann gehe ich kurz unter die Brücke. Die beiden Brücken stehen auf schwindelerregnede Weise auf nur wenigen Felsen gebaut zwischen die Felswänden. Meine Faszination für Brücken ist mir aus meiner eigenen Arbeit an solchen vertraut und überlege kurz, das Spektakel aus Beton und Fels kurz zu zeichnen. Doch ich gehe dann wieder nach oben auf die Brücke um an meinem selbsgestelltes Thema „Den Weg und das Ankommen im Tal bis zur Alpe Fondo Monfraccio zeichnerisch darzustellen“ weiterzuarbeiten.
Crana
Nachdem nach 3 Aquarellen der Tag schnell vorbei war, übernachtete ich ein weiteres mal am Strassenrand im Auto. Am nächsten Tag hatte ich dann so langsam das Gefühl im Tal anzukommen. Ich nahm das ständige Rauschen des Isornos aus der Schlucht als „Begleitmusik“ wahr, zudem jedes weitere Geräusch und jedes Insekt was um mich herumschwirrt. Es beruhigte mich auf angenhme Weise. Zu spüren, dass die Berge irgendwie wie Medizin für mich sind. Alles in mir entspannte sich langsam und ich konzentrierte immer mehr auf meine Umgebeung. Immer mehr Details nahm ich wahr. Meine Blick kam langsam sind in Hochform. Ich hatte weiterhin Lust mich mit dem Zeichnen weiter vorzuarbeiten. Nachdem ich mich dann nach einem kleinen Frühstück die Serpentinen hoch um den Berg gewickelt hatte, bleibe ich im nächsten Dorf gleich wieder stehen und zeichnete in Crana die ersten Häuser. Die Szene wie sich die Strasse zwischen mehreren kleinen Bergterassen durchwindet gefiel mir gut. Auf jeder halbwegs bebaubaren Fläche stand ein Haus. Die Vorstellung dass die teilweise jahrhunderte alten Häuser von Menschen mit der blosen Hand gebaut wurden lies mich demütig darauf blicken. Mir vielen mit zunehmender Enge des Tals auch immer mehr Details auf. Die Entspannte haltung und das gute Wetter trugen gewiss auch dazu bei. Ich freute mich auf mein nächstes aquarell und was der tag noch so mit sich bringen würde.
Comologno
In Comolognio hat mich die Enge zwischen den Häusern dann richtig gepackt. Es war bereits Nachmittag, die Sonne kam von vorn, sodass mir bei Gegenlicht ein wirklich harten Schatten entgegen kam. Ich musste mit Sonnebrille zeichnen und aquarellieren. Inzwischen war das Tal so eng und die Hänge so steil, dass die Strasse mehr oder minder durchs Wohnzimmer führte. Vor den Häusern war kein Platz außer für die Strasse. Wozu auch. Denn erst seit gut hundert Jahren führt überhaupt eine Strasse dort hin, die Häuser stehen aber teilweise schon seit 1000 Jahren. Da gab es noch keine Autos um Dinge und Menschen zu befördert. Nur Menschen, Ziegen und eventuel ein Esel kamen hier entlang. Heute kriechen Autos und schweizer Postbusse in jeden Winkel der Alpen. Da muss die Veranda schon mal einer Strasse weichen. Vielleicht haben sich auch deswegen Aussteiger und verschiedene nahmhafte wie Max Frisch hierhin verirrt um für einige Zeit oder dauerhaft hier zu leben. Der Spiegel schreibt: Das hinterste Onsernonetal sei „die schönste Sackgasse der Schweiz“: Artikel zum Spiegel Max Frisch inspirierte die Gegend zu „Der Mensch erscheint im Holozän“, eine düstere Parabel über die Nichtigkeit des Menschen angesichts einer gleichgültigen Umwelt. Mich inspirierte sie weiter zu zeichnen und die Gegend weiter auf mich wirken zu lassen. Mein Experiment der der intensiven Raumerfahrung durch Zeichnen scheint zu gelingen.
Ab Spruga ging es mit dem Rucksack nur noch zu Fuß weiter. Bis zur Alpe Fondo Monfraccio sind es ca. 4 km. Unter den Bedingungen des gerölligen zweiten Abschnittes ein etwa 90 min bis zwei Stunden strammer Fussmarsch. Doch was mich bereits wenige hundert Meter nach Spruga am steilen Berghang erwarte zog erneut meine Aufmerksamkeit auf sich. Der Isorneo war nun deutlich lauter zu hören. Aus den Felsen tropfte frisches Quellwasser. Überall wo Wurzeln Halt fanden wuchsen üppig Farne, Gräser, Moose und vereinzelt auch Wildblumen. Ich war „der wilden Natur“ ein deutliches Stück näher gekommen. Links den Berghang nach unten geblickt hatte ein Imker sein Bienenvolk platziert. Hier standen noch immer Häuser wie an den Hang „geklebt“. Sie schienen mit dem Berg zu verschmelzen. Oder aus ihm herauszuwachsen. Plötzlich rauschte vom rechten Hang ein Wasserfall herab. Ende Mai floss nicht mehr so viel Wasser über die breit ausgewaschene Felsfront, sodass ich ohne nass zu werden auf der Brücke stehen bleiben konnte. Ich machte mein nächstes Aquarell. Es war alllerdings schon spät. Das Licht war weg. Es sollte an diesem Tag mein letztes sein. Bis zur Alpe werde ich es heute wohl nicht mehr schaffen. Ich ging danach noch weiter bis zur italienische Grenze wo der Weg auf den Fluss trifft. Da es schon spät war, entschied ich dort zu verbringen.
Bagni di Craveggia
Es ist einer der spannensten Orte in der Natur an dem ich bisher war. Hier trifft der zuvor ausführlich beschriebene Weg auf den mich ständig begleitenden Fluss. Der nördliche und südliche Berghang trifft bis auf wenige Meter vom Fluss getrennt zusammen bevor dieser in die Tiefe rauscht. Zuvor breitet sich flussaufwärts das Tal zu einer breiten mit Steinsgeröll überfrachteten Talsohle aus. Das Wasser der letzten Schneeschmelze mäandert mal mehr mal weniger gebündelt hindurch. Am Nordhang stehen die Ruinen des enstigen Termalbades „Bagni die Craveggia“. Die Brücke die etwa 100 m flussabwärts beide Seiten verband wurde seit dem verheerenden Erdrutsch von 1978 noch nicht wieder aufgebaut. Der Wasserstand ist Ende Mai so niedrig, dass man den Fluss zwar nicht trocken, aber zu Fuss durchqueren kann um sich die Ruinen auf der anderen seite näher anzuschauen. Und zu allem Überfluss verläuft genau da wo im zweiten Weltkrieg Partisanenkämpfe tobten die Grenze zwischen der Schweiz und Italien. Ich gehe also durch den Fluss auf die andere Seite und schlage auf der Terrasse der Ruine mein Lager auf. Die Nacht verbringe ich dann zufrieden bei dem seicht dahin plätschernden Fluss.
Infos: Bagni di Craveggia
Standort: Bagni di Craveggia
Erdrutsch
Nach dem ich am nächsten Morgen die Schlucht zwischen den Hängen mit der Ruine und den Fluss noch schnell aquarellierte machte ich mich auf zum letzten Abschnitt meines Weges, zur Alpe Fondo Monfraccio. Die Talsohle verlief sehr flach, kaum Steigungen, nur viel Geröll und kleine Sträucher und Birken die sich ihr Refugium zurückeroberten. Denn noch immer sind die Spuren vom verheerenden Unwetter vom August 1978 mit einem in einer Katastrophe auslösendem Erdrutsch zu sehen. Ein ganzer Abschnitt rutschete auf der rechten Seite des Hanges den Berg herunter und verstopfte die Talsohle. Das Wasser konnte nicht mehr abfliessen und staute sich an. Nachdem der Druck aus den Wassermassen zu groß wurde, brach der Damm und überflutete das Tal. Dabei wurde nicht nur ein Grossteil der noch vom vorherigen Unwetter verschont gebliebenen Reste der Ruine Bigni di Craveggia mitgerissen, sondern auch alle Brücken über den Isorno. Die Talsohle verändert sich auch heute noch und in alle Zeiten ständig. Der inzischen zum Unesco- Welterbe erklärte Abschnitt des Tales soll sich selbst überlassen bleiben. Daher konnte ich auch auf meiner letzten Reise im Mai 2022 neue Spuren durch kürzliche Unwetter entdecken. Dabei sucht sich das Wasser ständig einen neuen Weg und reisst alles mit was im Weg liegt. Der alte Pfad zur Alpe war teilweise vom Fluss „aufgefressen“, und nicht mehr da, so dass ich durch das Gestrüpp mir einen neuen Weg suchen musste. Hier kann man die Veränderung der Natur tatsächlich noch beobachten, wenn der Mensch nicht eingreift und begradigt. Und das ist gut so!
Alpe Fondo Monfraccio
Es war bereits Nachmittags und zwei Aquarelle weiter als ich endlich am Verheisungsort der Alpe Fondo Monfraccio ankam. Den Ort den ich bereits 6 Wochen zuvor im April aufgesucht und für mein Entwurfsprojekt „Ort des Rückzuges und Auseinandersetzung“ auserkohren hatte. Mein lieber Professor Andreas Kleinefenn der mich als Mentor bei der Ausarbeitung meines Projektes unterstützte hatte mich hierher geschickt. Er machte früher mit seiner Familie oft Urlaub im Tessin, kannte den Ort und wusste was ich suchte. Ein aussergewöhnlicher Ort der bei mir sofort eine unglaubliche Faszination auslöste. Ein Kraftort. Als ich mich beim ersten Besuch an der Talsohle über Gesteinsmassen entlangarbeitete, konnte ich nur erahnen, was mich erwartete. Nach und nach wurde der nördliche Hang flacher, das Tal weitete sich auf und der Fluss teilte sich stromaufwärts in zwei Bäche. „Bei den Brücken“ war ich nun. Das Tal hat sich zu einer Trichterform aufgeweitet. Ich ging weiter auf der Nordseite durch Büsche und kleine Bäume die flache Böschung hinauf und stand plötzlich auf einer grossen Wiese die für das sonst so steile Tal recht flach war. Nach dem ersten Rundumblicken entdeckte ich sofort die alten Steinhäuser einer offenbar nicht mehr genutzen Alm. Zwei weitere Häuser schienen von Zeit zu Zeit bewohnt zu sein. Es war aber niemand Vorort. Aus vorherigen Recherchen wusste ich, dass die Almen die im hinteren Teil des Onsernonetals auf italienichem Staatsgebiet liegen, bis in die späten 70er Jahre über die Zufahrt durch die Schweiz bewirtschaftet wurden. Doch der Aufwand ist für heutige Verhältnisse zu hoch, sodass diese nicht mehr bewirtschaftet werden. Nur gelegentlich ziehen noch ein paar Ziegenherden durch und nutzen dann die verlassenen Häuser als Stallung. Ich ging dann weiter den Hang hinauf bis zur Waldgrenze und erhielt einen fantastischen Blick übers gesamte Areal. Ein sah auf ein ca. Fussbalfeld grosses Geländestück was so im gesamten Onsernonetal kaum ein zweites mal geben wird. Ein offener, freier Ort wie ich ihn eher auf den Bergen suchen würde. Und zugleich beschütztend durch seine besondere Topografie. Mir war sehr schnell klar, wenn ich auch niemals in Wirklichkeit an diesem Ort bauen würde, ich muss mich mit ihm und seiner besonderen Wirkung auseinandersetzen. Ich war nun am Ende meines Weges zur Alpe Fondo Monfraccio auch endlich im Onsernontal angekommen.
Der verlassene Ort – Alpe Fondo Monfracchio am Punkt 1077 im hinteren Onsernonetal
Topografie
Der Punkt 1077 ist ein Landvermessungspunkt auf dem Grund der Alpe Fondomonfracchio im hintersten Teil des Valle Onsernone.
Es ist ein abgeschiedener Ort im Grenzgebiet der schweizerisch-italienischen Alpen. Etwa 50 Meter über der Talsohle erheben sich mehrere ineinander verschachtelte Plateaus. Sie bilden eine topografische Besonderheit im vergleichsweise steilen Onsernonetal.
An zwei Seiten nach Osten und Süden hin ist eine natürliche Böschung die als Hang bis zur Talsohle reicht. Richtung Westen befindet sich ein große flache Wiese die mit Büschen und Bäumen die Einblicke vom angrenzenden Wanderweg verwehrt. Nach Norden ist das Areal von einem dann wieder stark ansteigendem Hang mit Wald begrenzt. Ein Platz der beide Extreme die man in den Bergen erwartet auf wundersame Weise vereint. Enge und Schutz wie sich bei Kessellagen einstellt und durch die Erhöuhung über der Talsohle Weite mit Ausblick beinahe bis Bagni di Craveggia.
Vereinzelt entdeckt man Fundamentenreste einstiger Häuser. Die fehlenden Steine vom einstigen Gebäude wurden gewiss längst wieder verbaut. Die Terrassen wurden zum Anbau von Gemüse so angelegt, dass Böschungen die kleinen Felder vor kalten Winden schützen und Sonne ihre ganze Kraft entfalten konnte. Die Wiesen sind flach und im Sommer saftig grün, sodass mehr Tiere als im Onsernone üblich satt würden. Dieses zusammenhängende Landschaftsareal von ca. 100 x 200 Meter ermöglichte einst einen grossen Almbetrieb. Eine Häusergruppe, bestehend aus einem grossen Stall, Wohnhaus und Kashaus wird heute aber nur noch in einem geringen Masse bis garnicht mehr genutzt.
1 min zu Fuß, südwestlich der Alpe trifft man auch noch auf eine weitere topopgrafische Besonderheit. „Bei den Brücken“ vereinen sich zwei Seitenarme zum zentralen Onsernonetal. Der Isorno speisst sich hier aus zwei einzelnen Flussläufen. Die Flussgabel die das Plateau umschliesst wird von zwei Brücken überspannt. Zu einem der beiden Flüsse führt ein Pfad zur Talsohle von dem aus man in einem natürliches Bassin baden gehen kann. Nur in wenigen Minuten zu Fuß kann hier der Gegensatz zwischen der offenen Weite der Alm und der engen Talsohle hautnah erlebt werden.
Bestandsgebäude
Das linke Steinhaus ist zweigeschossig und wurde offenbar als Wohnhaus genutzt. Wie alle Häuser besteht es traditionell aus örtlichen Gesteinen und sind auch mit Steinplatten eingedeckt.
Das mittlere Haus ist das größte und dient offenbar als Stall mit Voratsspeicher für Heu unterm Dach.
Das rechte hintere Haus ist sehr klein, ca. 5 x 4 m und diente eventuell als Wirtschaftsgebäude, Käserei oder ähnlichem.
Traditionelle Bauweise
In diesem italienischen Teil des Tales ist es für wenige Wochen im Jahr die letzte noch betriebene Alm. Übrige einstige Almbetriebe verfallen und werden vom Naturraum zurückerobert. Sie sind an besonderen topografischen Stellen entlang eines alpinen Wegenetzes entstanden. An Senken, Nischen, Felsvorsprünge, Felswände, Plateaus, kleine oder grosse auf einem Bergrücken, Lichtungen, Kessel, Berggipfel u.s.w. Es sind meist kraftvolle Orte. Dort Erbautes übt eine starke Faszination aus und ist daher schützenswert.
In Berglandschaften wie dem Tessin hat die traditionelle Bauweise einen beachtenswerten Einklang des Gebauten mit seiner Umgebung hervorgebracht. Weniger durch eine intensive Auseinandersetzung des Erbauers mit Architektur und Landschaft, als durch topografische Zwänge sowie ausschließlicher Verwendung des örtlichen Baumaterials.
Der direkt vor Ort entnommene Stein wird zu Hauswänden, Dächern, Treppen und Wegen geformt. Bäume aus der Umgebung stellen das Gebälk für das Dach sowie für Fensterstürze. An den steilen Berghänge klammernt sind diese Häuser aufs Wesentlichste reduziert. Menschen, die jahrhunderte lang in diesen mühsam erbauten Lebensräumen gelebt haben, gebührt höchster Respekt und sie bedürfen keiner romantischen Verklärung. Doch zeitgemäss betrachtet, aus unserer „nimmersatten Lebensweise“ gibt es jedoch Grund genug inne zuhalten, hin zuschauen, um davon zulernen.
Alpe Fenei, Mondada, Pian Secco – Alternative Orte
Um sicher zu gehen, dass ich mit der Alpe Fondo Monfracchio die richtige Wahl für meinen Projektstandort „Ort des Rückzuges und der Auseinandersetzung“ getroffen habe untersuchte ich noch andere Orte. Ich sprach zuvor bereits von den beiden gegensetzlichen Orten in den Bergen. Im Tal umschlossen/geschützt und auf dem Gipfel offen und frei. Nach dem ich mich bereits für die Alpe Fondo Monfraccio entschieden hatte, wollte ich doch nichts ausschliessen und erkunde die Umgebung nach Alternativen weiter oben auf den Berghängen. Auf der Wanderkarte entdeckte ich dann mehrere kleinere Almen entlang eines dichten Wegenetzes oberhalb von Spruga, dem letzten Dorf vor der italienischen Grenze. Hier sollte ich fündig werden.
Auf dem Weg der mich von Spruga aus nach oben auf ca. 1500 m ü.M. führte, kam ich an wunderschönen teils bewohnten, teils verfallenen Häusern vorbei. Alle hatten eines gemeinsam. „Sie waren Teil des Berges“. Durch die Bauweise gingen sie eine unmittelbare Verbindung mir der Landschaft ein. So hatte ich das zuvor noch nicht gesehen. Ob saniert und bewohnt, oder als Ruine. Das Haus scheint aus dem Berg zu wachsen und geht wenn „es stirbt“ dahin zurück. Anschließend vorbei an Tabid, Teciasc, Piansecco und Mondada kam ich schließlich zur Alpe Fenei.
Sie ist eine kleine Ansiedlung aus mehreren ineinander verschachtelte Steinhäusern. Von der Ferne wirken diese Häuser wie aus der Zeit gefallen. Etwas düster und beängstigend. Irgendwie mittelalterlich. Bei näherem Hinschauen bemerkt man an den Gebäuden dann doch die ein oder andere Erneuerung und dass hier Menschen wohnen und tatsächlich noch Tiere halten. Zwischen den Häusern wurden auch Gärten angelegt. Andere Häuser fielen ineinander. Ich dachte sofort: „hier müsste man was machen“. Vielleicht entwickle ich für diesen Ort ein Seminarhaus-Konzept. Platz wäre genug. Und weit und breit gibt es keine weiteren Häuser. Man hätte seine Ruhe. Später unterhielt ich mich dann mit einem Mann der ein Haus auf der Alpe Mondada als Seminarhaus betreibt und seine Räume für eine ganz ähnliche Nutzuung wie ich sie mir vorstellte anbietet. Doch nach einigen Tagen entschied ich mich dann doch für die Alpe Fondo Monfraccio. Der Ort ist einladenter und bietet viel mehr Platz. Und am Ende des Tals ist es auch immer eine gute Geschichte davon zu erzählen. Dennoch entschied ich mich wiederzukommen um mir den Ort nochmal näher anzuschauen.
Nachdem ich mich entschieden hatte diesen Ort näher zu untersuchen, richtete ich meine Gedanken auf das Thema Erschließung und insbesonder der skulpturalen Treppenformationen auf die man überall trifft. Die traditionelle Bauweise erzeugt aus pragmatischen Gründen, doch zugleich auf äußerst stilvolle Weise eine Treppen- und Wegewirrwar, welches meine ständige Aufmerksamkeit auf sich zieht. Zur Erschliessung der oberen Geschosse, werden die Treppenstufen die ebenso wie die Wände aus örtlichem Gesteinsplatten bestehen einfach beim Aufschichten der Wand zwischen die Lagen gesteckt. Sodass diese dann von den darüberliegenden Schichten gehalten werden um dann frei auskragend auf der Aussenwand den Bewohner nach oben zu tragen. Für Innentreppen ist bei den örtlichen Hausbreiten von 3-6 m oft kein Platz, sodass das das Dachgeschoss von außen erschlossen wird. Oder das Gelände ist so steil, dass das Dachgeschoss auf der Hangseite direkt erschlossen werden kann. Dazwischen gibt es unendlich viele Varianten von Treppen und Stufenanordnungen um am Haus oder Hang nach oben oder unten zu kommen. Alle eint wieder das eine. Sie wirken wie aus dem Berg gewachsen.
Ich zögerte nicht lange und wollte das Bezeihungsgflecht zwischen den unzähligen Treppenstufen zwischen den Häusern der Alpe Fenei untersuchen. Ich schritt jedes einzelnen Haus mit meiner Fusslänge als Richtmaß ab und fing an den Grundriss der Häuser aufzuzeichnen. Von der Hauptgasse aus setze ich die einzelnen Grundmauern und Zwischenräume in Beziehung zueinander. Ich zählte jede einzelnen Treppenstufe und zeichnete diese so genau wie möglich auf. Zwischendurch zeichnete ich den Geländeschnitt mit der westlichen Ansicht der vorderen Häuser. Da wegen der Geländesteigung, sowie Bewuchs kein Abschreiten möglich war, beobachte ich die Proportionen der Hauswände sehr genau und übertrug diese in Abstimmung zum Grundriss der bereist gezeichneten Häuser in mein Buch. So setzte ich meine Aufzeichnungen nach und nach fort und hatte mehreren Stunden intensiven Abschreitens, Beobachten und Aufzeichnens ein Ergebnis.
Die Erfahrung im Raum die ich beim Abschreiten und Dokumentieren in diesen wenigen Stunden gemacht habe, hat mein Beobachtungweise bis heute zwanzig Jahre später maßgeblich geschult. Als Zeichner gibt es kaum ein intensivere Erfahrung als das Bild was man zeichnet auch körperlich zu erfahren. Und als Entwerfer ist es für mich eine absolutes Handwerkszeug bestehende Räume erfassen und darstellen zu können.
Überlagerung des heutigen Satelitenbildes mit meiner Skizze von 2002
Aufgabenstellung
Finde einen „Ort des Rückzuges“
Die Alpe Fondomonfracchio am Punkt 1077 ist ein solcher Ort, der bei Bedarf in eine zeitgemässe Nutzung überführt werden will. Ein Ort des Rückzugs und der Auseinandersetzung soll entstehen. Die bestehende Gebäudestruktur wird so ergänzt, dass Gruppen von 30 Personen Platz finden, um verschiedenartige Gruppenarbeit durchführen zukönnen. Die besondere Abgeschiedenheit und Nähe zum Naturraum, soll Seminaren und Workshops der künstlerischen Gestaltung, spirituellen Wachstums oder Themen wie „von und mit dem Berg leben“, einen adequaten Rahmen verleihen. Durch die Anbindung an das alpine Wegenetz, können nicht zuletzt Wanderer beherbergt werden.
Bei der allgemeinen Betrachtung eines Seminarbetriebes stellen sich drei Funktionsbereiche heraus. Gemeinsames Essen und Wohnen, gemeinsames Arbeiten, Einzelaktivitäten.
Jedem Funktionsbereich soll eine eigene Bauform gegeben werden. Der bestehenden Gebäude sollen erhalten und geschützt werden. Alle neuen Bauformen stehen im Dialog mit der Landschaft oder leiten sich als Geschichte aus ihr ab.
Leite deine Geschichte aus der Landschaft ab
Dabei gilt: Die Funktionsräume eines Seminarhauses aus ihrer Zusammenfassung Haus herauslösen. Alle Innenräume werden zu eigenen Baukörpern und formieren sich auf dem Areal der Alpe Fondomonfracchio neu. Die Baukörper sollen sich so in der Landschaft verteilen, dass sie eine Beziehungsgeflecht für die Bewohner ermöglichen und zugleich genügend Freiraum lassen. Bauliche Eingriffe in die Landschaft sollen vermieden werden. Eine leichte, aufgeständerte Bauweise soll den Charakter der Landschaft erhalten. Ebenso wie die Besucher, sollen die neuen Häuser jeder Zeit verschwinden können.
Beispiel: Baukörper verteilen sich wie herunterrollende Steine….
…oder klammern sich an die Böschung wie Geflecht was an Bäumen hochwächst
Entwickele ein Raumprogramm für Auseinandersetzungen
1. Der große ehemalige Stall wird zu einem Gemeinschaftshaus umfunktioniert. Durch sein archaisches Wesen wird essentiellen Handlungen wie Versammeln, Essen, Kochen, Waschen, Körperpflege, etc. ein entsprechender Rahmen verliehen.
Die alten Steinhäuser der Alpe Fondomonfracchio werden zum zentraler Treffpunkt der Gruppe.
2. Ein neugebautes Seminarhaus ermöglicht die gemeinschaftliche Arbeit zu Therapiezwecken oder Gruppenarbeiten. Auch als Gästehaus für größere Gruppen kan es genutzt werden.
3. Einzelne Schlafzellen in Form von Miniaturhäusern stehen verstreut im Landschaftsraum. Sie dienen als Herberge und Tagesruheraum für den Einzelnen. Entgegen der alten Steinhäusern für die Gruppe, bilden diese den zentralen Ausgangspunkt für das Individuum.
Inspiration – Der Prophet
…und habt ihr Schönheit, die das Herz von den Dingen, die aus Holz und aus Stein geformt sind, hin zum heiligen Berge führt?
…fragt der Prophet in Khalil Gibrans gleichnamigen Werk
»Dann trat ein Steinmetz hervor und sagte: Sprich zu uns von den Häusern.
Und er antwortete und sagte:
Baut in eurer Vorstellung eine Laube in der Wildnis, bevor ihr ein Haus innerhalb der Stadtmauern errichtet.
Denn so wie ihr in der Dämmerung heimkehrt, so kehrt auch der Wanderer in euch heim, der ewig Einsame und Ferne.
Euer Haus ist die Erweiterung eures Körpers.
Es wächst in der Sonne und schläft in der Stille der Nacht; und es ist nicht traumlos. Träumt euer Haus nicht? Verlässt es nicht träumend die Stadt in
Richtung Hain oder Hügel?
Könnte ich nur eure Häuser in meiner Hand sammeln und sie wie ein Sämann in Wald und Wiesen verstreuen;
wären nur die Täler eure Straßen und die grünen Pfade eure Alleen, auf dass ihr einander in den Weingärten besuchen könntet und mit dem Duft der Erde in euren Gewändern heimkämt!
Aber das wird noch nicht so bald geschehen.
In ihrer Angst drängten euch eure Vorväter zu nahe zusammen. Und diese Angst wird noch ein bisschen länger andauern. Und ein bisschen länger noch werden eure Stadtmauern eure Herzen von euren Feldern trennen.
Und sagt mir, Menschen von Orphalis, was habt ihr in diesen Häusern? Und was verwahrt ihr hinter euren verschlossenen Türen?
Habt ihr Frieden, das stille Bedürfnis danach, das eure Macht offenbart?
Habt ihr Erinnerungen, die flimmernden Bögen, die die Gipfel des Geistes miteinander verbinden?
Habt ihr Schönheit, die das Herz von den Dingen, die aus Holz und aus Stein geformt sind, hin zum heiligen Berge führt?
Sagt mir, habt ihr diese Dinge in euren Häusern?
Oder habt ihr bloß Bequemlichkeit und das Verlangen nach Bequemlichkeit, jenes heimliche Ding, das das Haus als Gast betritt und dann zum Gastgeber und schließlich zum Herren wird?
Ach, und irgendwann ist sie dann ein Dompteur, und mit Haken und Peitsche macht sie Marionetten aus euren weiteren Wünschen.
Obwohl ihre Hände zart wie Seide sind, ist ihr Herz aus Eisen.
Sie wiegt euch in den Schlaf, nur um neben eurem Bett zu wachen und die Würde des Fleisches zu verspotten.
Sie macht sich lustig über eure intakten Sinne und hüllt sie in Watte wie zerbrechliche Gefäße.
Wahrlich, das Verlangen nach Bequemlichkeit tötet die Leidenschaft der Seele und erscheint dann grinsend bei deren Begräbnis.
Ihr aber, Kinder des Weltenraums, die ihr ruhelos in der Ruhe seid – nichts soll euch in die Falle locken, nichts soll euch zähmen.
Euer Haus soll kein Anker sein, sondern ein Mast.
Es soll keine glänzende Schicht sein, die eine Wunde bedeckt, sondern ein Lid, das das Auge beschützt.
Ihr sollt eure Flügel nicht zusammenfalten, nur um durch die Tür zu kommen, ihr sollt auch nicht euer Haupt senken, um nicht gegen die Decke zu stoßen, und auch nicht Angst haben zu atmen, um die Wände nicht zu sprengen und zum Einsturz zu bringen.
Ihr sollt nicht in Gräbern leben, die von den Toten für die Lebenden errichtet wurden.
Und trotz aller Herrlichkeit und Pracht soll euer Haus nicht euer Geheimnis bergen und auch nicht eure Sehnsucht beheimaten.
Denn das Grenzenlose in euch lebt im Hause des Himmels, dessen Tor der Morgennebel ist und dessen Fenster die Lieder und die Stille der Nacht sind.«
Umsetzung
Anordnung der Baukörper
Die neuen Baukörper werden hirarchisch in der Landschaft verteilt. Es gibt eine Mitte, oben und unten.
Mitte: die alten Steinhäuser bilden nach wie vor das räumliche Zentrum der Alpe. Der grosse Stall wird zum Kamin- und Esshaus. Das alte Wohnhaus bleibt Wohnhaus. Das ehemalige Kashaus wird zum gemeinschaftlichen Badehaus umgenutzt.
Oben: für die gemeinschaftliche Arbeit entsteht ein neugebautes Gruppen- haus. Es wird auf alten Fundamenten an der oberen Waldkante errichtet. Von dort gibt es einen weitreichenden Blick über das Tal und das Areal der Alpe Fondomonfracchio.
Unten: entlang der unteren Böschungs- und Waldkante stehen versteckt in Nischen oder aufrecht zwischen den Baumwipfeln verschiedene kleine Baukörper.Diese „aufeinandergestapelten“ Raumzellen dienen der Beherbergung und Rückzugsmöglichkeit des Einzelnen.
Dabei kommt dem gerahmte Ausblick in die Landschaft eine besondere Rolle zu. Der Bewohner soll sich hier losgelöst von der Gruppe und in geschützter Atmosphäre entspannen und als einzelner Bestandteil der Natur wiedererkennen.
Gemeinschaftshaus
Im Gemeinschaftshaus wird gemeinsam gekocht und gegessen. Es gibt einen Kamin und um die große Tafel Polster und Kissen um nach dem Essen gemütlich beisammen zu sein.
Der Kamin ist als großer steinerner Block ausgebildet. Dieser kann überschüssige Wärme speichern und gibt diese auch nach dem Heizen wieder an den Raum ab. So bleibt das Haus immer gleichmäßig warm. Hinter dem Kamin ist eine große Küche mit einem zentralen Block eingerichtet. Hier kann das Essen gemeinsam zubereitet werden.
Das kleinere der beiden Steinhäuser nebenan wird zum Bade- und Toielletenhaus umgebaut. Hier gibt es einen Außenwaschplatz wo im Sommer das Geschirr oder auch das Gemüse abgespült werden kann. Das mittlere Steinhaus wird zum Teamerhaus umgebaut. Hier ist auch das Büro untergebracht wovon aus der Betreib geleitet wird.
Landschaft
Das Seminarhaus soll Funktionen verschiedenster Seminarbetriebe gerecht werden. Ausgehend davon, dass es um eine Arbeit zu verrrichten, in welcher Form auch immer, einer horizontalen Ebene bedarf, wenn nötig einer Überdachung zum Schutz vor Sonne oder Regen und nicht zuletzt eines mit Wänden halb bis ganz geschlossenen Raumes. Sechs hintereinander gestellte biegesteife Rahmen tragen eine horizontale Lattung. Es entsteht eine zum Tal hin gerichtete 6 x 15 m grosse Freiterrasse. Desweiteren wird ein zweiseitig verglastes 6 x 15 m grosses Raummodul in der Rahmenkonstruktion abgehängt.
Zuletzt wird über dem Terrassenraum eine klappbare Dach-Wand-Konstruktion abgehängt. Damit kann die Terrasse zum einen überdacht werden und bietet Schutz vor Sonne und Regen. Zum anderen kann sie heruntergeklappt werden, und gliedert den Aussenraum in einzelne Bereiche. Zuletzt ist es möglich, in die Rahmenkonstruktion textile Elemente zu spannen, der Terrassenraum gestaltet zu einem Innenhof, von dem aus die Sicht nach aussen teilweise oder auf Wunsch ganz versperrt wird. Zudem bietet es Schutz vor Wind, Regen und Kälte bei Nacht oder Dunkelheit. Für verschiedene Arten der Seminararbeit bilden sich drei Varianten der Raumgestaltung heraus.
1. Offen: Die klappbaren Wand-Dach-Elemente über der Terrasse hängen oben, die Terrasse ist teilüberdacht. Der Blick ins Tal wird freigegeben. Bildhauerei, Malerei oder andere Ausübungen mit Sichtkontakt in die Umgebung werden ermöglicht. Denkbar auch, dass hier eine Gruppe von Wanderern des Nachts Unterschlupf findet.
2. Halboffen: Die Wand-Dach-Elemente hängen herunter, der Terrassenraum gliedert sich in mehrere Bereiche. Der verglaste Innenraum wird einseitig verschlossen und ist dadurch unabhängig vom Terrassenraum.
3. Geschlossen: Das Kreuzgangmotiv wird wirksam. Die Terrasse wird ringsum mit textilen Wandelementen verhangen. Die Klappen hängen unter. Umlaufend entsteht ein Kreuzgang. Diese Raumgliederung ist z.B. günstig für zen-buddistische Sitzsessions, dabei wechseln sich Sitzmeditation und stilles Gehen ab.
Der Innenraum mit seiner variablen Matratzenlandschaft ermöglicht z.B. heilpraktische Arbeit einerr Gruppe im Liegen und Sitzen. Farbige transluzente Vorhänge bewirken gezielte Lichtstimmungen im Raum.
Wohnunterkünfte
So einzigartig wie jeder Mensch ist, so unterschiedlich sind die Bedürfnisse, sich seinen Schlafplatz auszuwählen. Rückzugsbereiche wie eigene Zimmer und Schlafräume werden im Alltag zu Heiligtümern erklärt. Ganz besonders ist auf Reisen spürbar, wie individuell die Schlafgewohnheiten jedes Einzelnen sind. Bei aller Vielfalt lassen sich dennoch grob zwei Schläfertypen feststellen. Höhleschläfer und Baumschläfer.
Der BAUMSCHL ÄFER 1
Der Baumschläfer, der am liebsten hoch oben, weit über allem schläft, wird in der vorliegenden Variante wörtlich genommen. Ein Miniaturhaus, bestehend aus zwei übereinander gestapelten Raumzellen, wird auf schrägen Böschungsgrund gestellt (angeklammert am Berghang).
Das Gefühl, weit unter sich einen fliessenden, endlosen Raum zu finden wird dadurch spürbar. Die Schlafzelle dient ausserdem als Rückzugsort. Eine in die Wand klappbare Matratze ermöglicht einen grosszügig proportionierter Tages-Ruheraum.
Der BAUMSCHL ÄFER 2
Der Baumschläfer 2 ist ein mit Textilien verhängbarer Hochsitz. Er soll furchtlosen Baumkletterern Unterschlupf bieten.
Der HöHLENSCHL ÄFER
Der HöHLENSCHL ÄFER umschliesst sich am liebsten mit Wänden, igelt sich ein, schützt sich. In einem oberem Raummodul entsteht eine nach zwei Seiten offene Grube. Ein erhöhter Sitzbereich verstärkt das Empfinden, zu den Schlafplätzen hinabzugleiten. Das untere Raummodul lässt an einen Höhleneingang unter einem Felsvorsprung erinnern. Die erhöhten Schlafplätze bieten einen sicheren Standpunkt, um über den unteren Teil des Raumes zuwachen.
Das Ur-Tessin-Haus besteht aus geschossbreiten Raumzellen. Diese sind einzeln oder hintereinandergeschaltet übereinander gestapelt. Erschliessungen zu den Räumen werden entweder über Laubengänge oder durch in den Berg gehauenen Treppenanlagen ermöglicht.
Um die Häuser herum enstehen virtuose Treppengebilde, die den Häusern ihre unverwechselbare Gestalt verleihen. Für die neuen Unterkünfte gilt Gleiches: übereinander gestapelte Raumzellen werden von aussen durch gestaltverleihende Treppen erschlossen. Somit wird die“virtuoseTreppe“ zum zentralen Gestaltungsmotiv für die Miniaturhäuser.