René Flietner

Design & Craft

Erfolgreich von Planung bis Ausführung

Detmolder Räume – Workshop

Detmolder Räume – Workshop

Detmolder Räume – Workshop

Workshop an der Technischen Hochschule Ost-Westfalen-Lippe

Dome

Bei dieser geodätischen Struktur handelt es sich um einen 30 qm Dome der Firma Zenvision aus Berlin. Dieser misst regulär im Bereich des Äquators 6,3 m Durchmesser und ist im Zenit 3,85 m hoch. Eine Membran ist nicht vorhanden. Eine Eingangstür bzw. Boden sind hier nicht Teil der Ausstattung. Die Tragstruktur besitzt zunächst keine Durchbrüche. Der Dome wurde gegenüber der handelsüblichen Größe um eine Sphäre unterhalb des Äquators erweitert und ist somit im Innenraum anstatt 3,85 m ca. 4,7 m hoch.

Die Konstruktion besteht aus verschieden langen Streben (rot, orange, blau, grün, weiß und schwarz markiert) und Lochscheiben (fünf bzw. sechs Löcher).  Die Streben werden mit M8 Schrauben an den Knotenscheiben befestigt. Die Anordnung der Streben folgt alle 72 Grad um die Mittelachse einem wiederkehrenden Muster. So entsteht im Zenit des Domes ein gleichschenkliges Pentagon. Die untersten Lochscheiben sind mit der steckbaren Bogenkonstruktion fest verschweißt.

Der Dome wird in der Regel als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum oder auch als temporärer Wohnraum genutzt. Der kuppelförmige Innenraum mit seiner beherrschenden Stabstruktur wirkt im Gegensatz zu orthogonalen Räumen eher wie eine organische Zelle. Außer einem ebenen Boden und einer schützenden Hülle gibt es wenige Übereinstimmungen. 

Urban Patio – Hofhausentwurf

Urban Patio – Hofhausentwurf

Urban Patio – Hofhausentwurf

Konzeptioneller Entwurf für ein Hofhaus in städtischer Lage

Hofhäuser

Das Hofhaus war einst der weit verbreitetste Wohnhaustyp. Auf allen Kontinenten bildeten sich ähnliche Strukturen heraus. Zum Schutz vor dem Klima sowie gesellschaftlichen Einflüssen boten sie ihren Bewohnern Schutz. Erst im Zuge der Moderne und insbesondere der Ausrichtung auf die autogerechten Stadt lösten sich diese Formen nach und nach auf. Das Hofhaus galt als unübersichtlich, schmutzig und nicht mehr zeitgemäß. So mussten beispielsweise in China ganze Stadtteile dem Bau von Hochhäusern und Wohnblocks weichen. Die große Errungenschaft, seinen Bewohnern einen privaten Außenbereich inmitten einer dichtbebaute Struktur zu bieten ging damit verloren. 

Heute gibt es weltweit zwar wieder gute Beispiele, doch zusammenhängende Siedlungsstrukturen findet man nur noch in den Altstädten des Orients, den heissen Ländern Afrikas, Südeuropa und Lateinamerika. Außerdem gelten sie wegen der Ausbildung einer doppelten Fassade zu teuer.

 

Alternative zu freistehenden Häusern

Dennoch stellt sich die Frage ob die Hofhaustypologie bei sich veränderten Gesellschaft- und Klimabedingungen hierzulande eine Alternative zum vorwiegend freistehenden Wohnhaus oder Block sein könnte. In diesem Entwurf soll untersucht werden, wie weit eine introvertierte Bauweise in Anlehnung an eine traditionelle Hofhaus-Bauweise annehmbar ist. Die überbaute Grundstücksfläche beträgt dabei wie beim freistehenden Einfamilienhäusern ca. 50-60%. Dabei steht eine vielfältige Nutzung des Hofraums mit fließendem Übergang zu den Innenräume im Mittelpunkt. Der dreiseitig geschlossene Hof soll für eine introvertierte Nutzung ausreichend Schutz bieten. Zugleich aber auch genügend Sichtachsen zum öffentlichen Raum offenhalten. Der Lichteinfall soll durch eine gestaffelte Bauweise begünstigt werden. Eine Einzel-  wie gemeinschaftliche Nutzung soll zu erkennen sein. Die Siedlungsstruktur gleicht der einer klassischen Wohnsiedlung in Ortrandlage.

Hofhäuser – eine Wohnform der Zukunft

Die Hofhaustypologie mit einem geschützten Außenbereich im Inneren des Hauses könnten einige offene Fragen beantwortet werden. Durch den Innenhof sind die Räume des Hauses nicht nur besser vor klimatische Einflüssen geschützt, sondern auch vor Stresseinflüssen aus der Umwelt. Statt der Öffnung des Hauses zum öffentlichen Raum, wenden sich die Räume des Hofhauses vorwiegend dem zentralen Innenhof zu. 

Die Höfe sind hierbei nicht größer als ein Wohnzimmer mit Terrasse und nicht höher als 1-2 Geschosse. Das Haus ist zum Wohnen für Familien, Wohngemeinschaften mit kleineren Büros, Ateliers oder auch einem Laden gedacht. Auch eine kleine Kita, Praxis oder Café fänden darin Platz. Der Hof wird dabei von den Bewohnern gemeinschaftlich genutzt. 

In Städten mit meist mehr als 5 Geschossen sind solche Struktur auch als Dachhöfe oder in Form von eingeschobenen Loggien denkbar. Entscheidend ist eine verschachtelte Bauweise die genügend Luft und Licht hineinlässt und zugleich einen geschützten Außenraum herstellt. 

Wie funktionieren Hofhäuser?

Die Typologie von Hofhäusern unterscheidet sich von freistehenden Häuser oder Blöcken durch eine ringförmige Erschließung und Versorgung. Die Räume werden nicht über einen zentralen Kern im Inneren des Hauses, sondern über eine verschachtelte Führung von Treppen und Fluren erschlossen. Die einzelnen Räume sind um die Hofachse rotierend aneinander gereiht. Belichtung und Belüftung erfolgt weitestgehend über Fenster und Türen zum Hof. Der Hof kann allseitig, als auch nur teilweise geschlossen sein. Ebenso kann dieser ebenerdig, oberhalb eines Ladengeschosses oder als Dachhof eines Stadthauses angeordnet sein. 

Die Innenräume gehen fließend in den Hof über und können so freier genutzt werden. Es entsteht ein großzügiger und vor allem privater Außenraum inmitten einer dicht bebauten Struktur. Der Hof ist dabei nicht größer als ein großes Wohnzimmer mit Terrasse und max. 2 Stockwerke hoch. Er verbindet alle umliegenden Räume zu einer geschlossenen Einheit. Als erweiterter Wohnraum lädt ein privater Innenhof, ähnlich wie ein Balkon oder angrenzender Garten dazu ein, diesen ebenso zu nutzen und zu gestalten. Für 6 Monate im Jahr kann hier gepflanzt und geerntet werden, gekocht und gegessen, gewohnt und in heißen Sommernächten auch geschlafen werden. Das Klima im Haus ist dabei durch die weit öffenbaren Fenster deutlich angenehmer als in einer Geschosswohnung. Das untere Geschoss ist zurück gesetzt, sodass die angrenzenden Wohnbereiche vor direkter Sonneneinstrahlung und Regen geschützt sind. So können die Türen und Fenster in den Sommermonaten auch bei Regen geöffnet bleiben. 

Zur Nutzung ist der Hof besonders zum Kochen, Essen und Verweilen geeignet. Bei geöffneten Fenstern und Türen ist es nur ein kleiner Schritt nach draußen. Durch den fließender Übergang zwischen Innen und Außen wird der Wohnraum ein Ganzes. Möbel und Assecoires lassen sich bequem nach draussen bringen und auch mal mehrere Tage stehen lassen. Auch eine dauerhaft installierte Außenküche ist denkbar. Zum Verrichten kleinerer Arbeiten, Sport machen etc. ist der Hof ebenso geeignet.

Der Fussboden im Innenraum geht stufenlos in den Hofraum über. Durch einen wenige Zentimeter hohen umlaufenden Versatz entsteht im Boden eine Vertiefung über die das Wasser zur Aussparung in der Bodenplatte läuft und den Baum bewässeert bevor es in die unterirdische Zisterne weitergeleitet wird. Die geschosshohen Holzelemente zwischen den Fenster und Türen schaffen ein stillvolles Ambiente.

Nähe und Distanz der Bewohner

Das Hofhaus kann aber auch in mehrere kleinere Einheiten unterteilt werden. Dabei lässt sich das Wohnen und Arbeiten mit Büro oder Atelier leicht kombinieren. Insbesondere für das betreute Wohnen oder für Mehr-Generationen-Wohnen ist das Hofhaus besser geeignet als eine kompakte Wohnhausstruktur. Denn in besondere Weise entsteht durch die angrenzende Nähe über die Blickbeziehungen im Hof bei gleichzeitig abgetrennten Wohneinheiten ein Zugehörigkeitsgefühl aller. Durch die ringförmige Anordnung der Räume um den gemeinsamen Hof besteht bei gleichzeitiger Nähe auch die Möglichkeit sich zurückzuziehen, ohne dass sich Wege zwangsläufig kreuzen. Hierzu haben die einzelnen Einheiten nicht nur einen eigenen Zugang zum Hof, sondern auch von der Straße aus. Auch die technisch getrennte Versorgung der Wohnungen über eine Ringleitung ist unproblematisch. 

 

Ausrichtung der Baukörper und Licht

Zur optimalen Lichtausbeute sind die zweigeschossigen Baukörper im Norden und Osten angeordnet. Das eingeschossige Atelier mit Dachterasse liegt auf der Westseite des Hofes. Im Süden öffnete sich der Hof zum öffentlichen Raum. Hier sind die baulichen Strukturen teilweise aufgelöst und nicht höher als ein Geschoss. Eine halbhohe Mauer, ein Fahrradunterstand oder Bepflanzungen begrenzen den Hofraum so, dass die gesellschaftlich übliche Transparenz bewahrt bleibt. Zugleich ist für aussrecihend Lichteinfall noch genügend Licht in den Hof. abfallenden Schatten verdeckt erst in den Abendstunden das gegenüberliegende Haupthaus. So kann durch den Verlauf der Sonneneinstrahlung der komplette Hof über den Verlauf eines Tages ausgeleuchtet werden. Die Aufteilung der Räume sieht vor, dass Wohnbereiche im zweigeschossigem Flügel von morgens bis Abends direktes Licht über die Hoffenster erhalten. Eingang, Bäder, Toiletten und Abstellräume sind im nördlichen Trakt des Hauses angeordnet und werden über die Fenster zur Straße mit Licht und Luft versorgt. Das Altelier welches zum Arbeiten, auch als Wohnung oder Laden genutzt werden kann, wird neben einem schmalen Lichtband in der Westfassade hauptsächlich über die vollflächige Verglasung zum Hof versorgt. Zur undrekten Lichtverteilung sind die aufgeständerten Baukörper bewusst in hellen Farben oder ganz weiß gehalten.

Raumklima

Um das Aufheizen des Gebäudes über die großzügige Verglasung zu vermeiden sind im Obergeschoss raumhohe Jalousien vor den Fenstern und dahinter Vorhänge angeordnet. Das Atelier ist ab mittags durch die teils geschlossenen Wände nach Süden und Westen geschützt. Der Hof ist mit einer offenen Seite nach Süden ausreichend belüftet. Der Baum der nicht nur Schatten spendet, sondern auf Feuchtigkeit abgibt, wird mit freistehenden Pflanzen ergänzt. Das Gründach wird übe die Zisterne automatisiert bewässert und sorgt zudem für kühlere Luft. Ab dem Nachmittag spendet das Atelier im Hof Schatten. Durch den eingearbeiteten Versatz in die Bodenplatte Bodenplatte des Hofes

Blickbeziehung zu den Nachbarn

Ein- und Ausblicke werden durch die verschachtelte Anordnung der Baukörper weitestgehnd so gelenkt, dass neugierige Blicke zum Nachbargrundstück nur über schmale Fenster von Fluren oder ebenso wenig atracktiven Aufenthaltsorten innerhalb der Wohnung möglich sind. Um so intensiver sind die Blickbeziehungen innerhalb des eigenen Hofes. Wer in einem Hofhaus wohnt, entscheidet sich bewusst dazu. Hier ist der offener Blickkontakt erwünscht. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten des Rückzuges. Die Räume im Untergeschoss die eher der gemeinschaftlichen Nutzung vorbehalten sind, lassen sich mit raumhohen Vorhängen verschliessen. Vom Obergeschoss aus Richtung Süden und Westen ist der Blick frei. Über das Gründach neben der Dachterasse hinweg kann man auf die umliegenden Gebäude, Wege und Strassen blicken. Jedoch sind Einblicke in die Nachbarhäuser durch die verschachtelte Bauweise ebenso wie umgekehrt in das eigene eher unspannend. Nach außen wird dieser Hofhaus-Entwurf dennoch einer demokratischen bzw. offenen Bauweise gerecht. Zahlreiche Fensteröffnungen sowie der zu einer Seite geöffnete Hof bieten genügend Ein- und Ausblicke.

Eingang

Fensteröffnungen und Eingangsbereiche bewusst transparent ausgebildet. Der Einblick womit der Eindruck der Abschottung vermieden werden soll. So bieten sich gelegentliche Einblicke in den Hof an, womit . Für zusätzliche Zäune und Mauern zur Abgrenzung zum Nachbarn besteht demnach keine Notwendigkeit mehr.

Inspirationen

Sonnenhaus 4.0

Sonnenhaus 4.0

Sonnenhaus 4.0

Konzept für ein Haus in Holz/Lehm/Dämmplatten Verbundbauweise

Das Sonnenhaus ist ein kleines Wohnhaus mit Nebengelass für max. 4-6 Personen und ist auf einer Anhöhe in Potsdam Nord erdacht. Der Entwurf soll exemplarisch eine nachhaltige Bauweise in zeitgemäßes Architektursprache zeigen. Auch das Interieur bezieht sich auf derzeitige Trends. Die Anordnung der beiden Gebäudeteile erlaubt einen geschützten Außenbereich der fliessend in die Gartennutzung übergeht. Die Fensterfronten sind zur besseren Lichtausbeute sowie Schattenspende nach Osten bzw. Westen ausgerichtet. Die Fassade ist nach Süden mit einer Begrünung vor Sonne, Regen und Wind geschützt. Nach Norden geht die Fassade in die metallene Dachhaut über wovon aus diese das Gebäude zu allen Seiten rahmt und als monolitisch ganzes Körper wirken lässt.

Entwurf

Für den Entwurf hab ich einen realen Ort auf einer Anhöhe in der Nordstadt von Potsdam am Rande einer Siedlung gewählt. Eine ähnliche Bauform, die eines Langhauses, steht bereits auf diesem Grundstück und inspirierte mich zu diesem Entwurf. Der Garten grenzt an eine große Lichtung der scheinbar nahtlos in die Landschaft übergeht. Entsprechnd verlockend schien es den Garten eher zufällig gewachsen anzulegen. Wege sind Pfade. Fahrzeuge werden ohnehin auf der angrenzenden Straße geparkt. Die Gebäude fügen sich somit in die Landschaft. Die Ausrichtung der Baukörper zur Sonne ist ebenfalls athentisch. Die Anordnung der Räume und Ausrichtung der Terreasse resultiert aus dem Lichteinfall. Zudem lag es nahe die Sonneneinstrahlung auf Dachflächen zur Strom- und Wärmegewinnung zu nutzen.

Energetisches Konzept

Entsprechend zur optimalen Ausrichtung der PV Module erhält das Haupthaus eine Dachneigung von ca. 30 Grad. Die Dachfläche des Nebenhauses mit integrierten Sonnenkollektoren ist 60 grad geneigt. Die jeweils gewonnene Energie wird in entsprechenden Speichermedien wie einer Batterie als auch einem Warmewassertank gespeichert. Mit einem intelligenten Management lässt sich so der  Eigenbedarf sowohl an Strom, als auch Wärme über das gesamte Jahr decken. In besonders kalten Perioden wird der Puffferspeicher mit einem Holzkamin der etwa 1 mal pro Woche angezündet werden müsste wieder aufgeheizt. Alternativ dazu kann der Pufferspeicher mit der integrierter Wärmepumpe aufgeladen werden. Gleichzeit dient die Wärmepumpe in den Sommermonaten dazu den Heizkreislauf im Fussboden sowie in der Zimmerdecke herunterzukühlen. Dank des Lehmptzes kann das kondensierende Wasser aus der Umgebungsluft aufgenommem und ohne Schimmelbildung später wieder abgegeben werden. Somit kann mit dem selben System geheizt und gekühlt werden. Die Kosten für den jeweils benötigten Strom gleichen sich mit den überschüssigen Einnahmen aus den Erträgen der Sommermonate aus.

Tragende Konstruktion

Die tragende Konstruktion steht auf einem gedämmtem Betonsockel und besteht aus einem vorgefertigtem Holz-Lehm-Verbundsystem. Die massiven Wandplatten sollen als Sandwichmodul vorgefertigt und in kurzen Bauzeiten zwischen die Holzständer eingebracht werden können. Das Tragwerk ist aus Massivholz bzw. nachhaltig gefügten Schichtholz. Betonfertigteile sind  ebenso denkbar. Die Ständer sind in doppel-T-Form so ausgearbeitet, dass die Wandplatten zu beiden Seiten des Profils Halt finden. Um den Formschluss zwischen Wandplatte und Ständer zu vervollständigen werden Hohlräume mit Lehmmörtel verpresst. Zur Aussteifung gegen horizontale Kräfte ist das Ständerwerk in Längstrichtung des Gebäudes mit einer diagonalen Verstrebung die innerhalb des Dämmkern geführt wird abgesichert. Zusätzlich wird der Dachaufbau aus gedämmtem BFH-Panels als „ganze Scheibe“ zur Übertragung der Kräfte auf die an den beiden Ende des Gebäudes angeordneten Rahmenecken genutzt. Um die wasserlöslichen Lehm-Verbundplatten während es Aufbaus gegen die Witterung zu schützen sollte  die Baustelle komplett eingerüstet werden oder temporär gegen Regen geschützt werden. Dabei könnte zugleich eine integrierte mobile Kranbahn den Bauablauf vereinfachen und Bauzeiten verkürzen. Um den Lembaustoff im Havariefall durch Wassereinwirkung zu schützen wird dieser erst ab eine Höhe 15 cm über Fussboden verbaut. Da die Wandplatten zur Aussteifung des Gebäudes nur bedingt herangezogen werden, können ggf. auch ersetzt werden. 

Baustoff Lehm

Lehmbaustoffe gehören neben Holz und Stein zu den ältesten Baustoffen mit denen die Menschheit baut. Überall dort wo im Boden natürliche Ablagerungsstätten vorkommen wird seit Jahrtausenden mit Lehm gebaut. Doch durch den technischen Fortschritt seit den 50er Jahren ist der Baustoff für einige Jahrzehnte in den Hintergrund gerückt. Lediglich in den sozialistischen Ländern, einschließlich der DDR wurde mit Lehm gebaut. Hier war er gegenüber der BRD bis zur Wende 1989 als Baustoff genormt und zugelassen. Dank des zunehmenden Bewusstseins für Nachhaltiges Bauen erleben Lehmbaustoffe seit ca. 20 Jahren eine Renaissance. So wurden dann nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten Lehmbaustoffe durch mühsames Wirken verschiedener Akteure ab 2013 wieder in die DIN Normen aufgenommen. (Siehe auch DIN Normen für Lehmbaustoffe bei Dachverband Lehm e.V.)

Stampflehm

Mich beschäftigt der Baustoff Lehm seit meinem Architekturstudium Ende der 90er Jahre. Neben Lehmputzen die ästhetisch und äußerst atmungsaktiv sind reizt mich Stampflehm als Wandbaustoff. Seither dachte ich zimmermal wieder darüber nach  wie Stampflehm einfacher und vor allem präziser verarbeiten kann. Denn bislang besteht die einzige Innovation ihn gegenüber der  klassischen Methode von Hand oder Füßen festzutreten, mit Presslufthämmern festzustampfen. Dabei hat sich aber grundsätzlich in der Verarbeitung nichts geändert. Die einzige Rechtfertigung dafür ist die Ästhektik einer offenen Stampflehmwand. Doch soll das Baumaterial auf Grund seiner bauphysikalischen Eigenschaften, als Massenspeicher oder Füllmaterial zwischen Holzbalken wie einst beim Fachwerkhaus verwendet werden, sind andere Verarbeitungsmethoden  sinnvoller.

Stampflehm der vorallem in ärmeren Ländern als natürlicher Baustoff aus dem Boden gewonnen und direkt vor Ort zu Wohn- oder Kummunalbauetn verarbeitet wird ist auch hierzulande ausreichgend vorhanden.  Neben den zahlreichen postiven Eigenschaften ist seine unterschiedliche Zusammensetzung jedoch problematisch für eine präzise Verabeitung. Auch dass er durch eindringendes Wasser errodiert macht ihn nicht zum Massenbaustoff. Mit ihm zu bauen ist teuer und zeitaufwendig. Allerdings wird er wieder vermehrt eingestzt und erfreut sich zunehmender Beliebheit. Zum einen wird er gerne als monolitisches Element in großen Prestigebauten verarbeitet. So zum Beispiel in der KAPELLE DER VERSÖHNUNG in der Bernauer Straße in Berlin oder als Fassade auf dem Alnatura Campus im Südwesten von Darmstadt. Zum anderen wird Stampflehm auch wieder als tragende Wand für Wohnhäuser verwendet. Als „Pionier der Neuzeit“ sei hier vorallem Martin Rauch aus Österreich zu erwähnen. Er ist der wohl bekannteste auf dem Gebiet und hat u.a. die beiden zuvor erwähnten Projekte als geistiger Vater kreiert. Aber auch das Büro ZRS Ingenieure aus Berlin die als Fachplaner zur Seite stehen und im wahrsten Sinne Steien aus dem Weg räumen spielen eine absolut entscheidende Rolle bei den jüngsten Entwicklungen. Bei einem der Gründer Herrn Dr.-Ing. Christof Ziegert habe ich an der Bauhaus Weiterbildungsakademie in Weimar ein Lehmbauseminar besucht.

Innovativer Ansatz

Als ich in den Jahren 2014/15 in meiner vorherigen Rolle als Trocknungsanlagenbauer Versuche mit Zellulose machte kam mir schließlich die Idee den Stampflehm horizontal, statt vertikal zu verarbeiten. Ich konnte beobachten, wie der Zelluloseschlamm während des Trockners auf dem Trocknungsboden verklebte und durch die Mischerschnecke festgedrückt, fest gerieben wurde. Herauskam eine dünne Platte hochverdichteter Zellulose. Das Problem lösten wir nachher dadurch, dass unter dem Zelluloseschlamm zuvor ein dünne Schicht getrocknete Zelluloseflocken eingetragen wurden. Diese bildete eine Trennschicht die nicht verklebte und vermischte sich mit dem feuchten Material sodass dieses beim Trocknen nicht mehr verklebte.

Lehm-Dämm-Verbundsystem

Der Lösungsansatz bestand also darin den Stampflehm mit einer Maschine schichtweise horizontal  zu verdichten. Der Gedanke lag nahe das Material direkt in Schalungen ähnlich wie bei Betonfertigteilen einzutragen. Darüberhinaus können Bewehrungsgewebe zur Aufnahme von Schubkräften zwischen jede Schicht gelegt werden. Auch das schichten verschiedene Baustoffe die untereinander verklebt werden war plötzlich denkbar. So ist Stampflehm zwar ein guter Massenspeicher und Schallabsorber, reguliert Feuchtigkeit und als Rohstoff reichlich vorhanden. Doch so gut wie er Wärme aufnimmt und speichert, leitet er sie auch unerfreulicherweisse an der Außenseite von Gebäuden an die Umwelt wieder ab. So bedarf es einer Wärmedämmung die bei der Herstellung des „Schichtstoffes“ direkt als untere Lage eingearbeitet werden kann.

Auftragen der Putzschicht

Auftragen der Stampflehmschicht

Versuchsvorrichtung

Die Wandplatten werden im liegen schichtweise maschinell gefertigt. Beginnend unten mit der Wandaußenseite aus einer natürlichen Faserdämmplatte. Danach werden mehrere Lagen mittelschwerer Stampflehm schichtweise mit Lehmmörtel verklebt eingebracht. Abschließend kommt für die Innenseite der Wand eine dünne Lage feiner Lehmputz. Zwischen den Schichten wird jeweils eine Gewebelage eingebracht. So sind die platten gegen Reißen durch Schrumpfen oder bei Einwirkung von Schubkräften geschützt. Die frisch produzierte feuchte Wandtafel wird anschließend unter Zwang in der perforierten Schalung behutsam getrocknet. Das Wandpanel wird vor dem Transport in der wiederverwenbaren Schalung aufgerichtet und herausgelöst. Hierzu wurde auf der Unterseite der Wandplatte eine Holzschwelle eingearbeitet die über zwei Stahlseile mit einem Krangehänge verbunden werden kann.

Weitere Beiträge dazu finden Sie hier auf meiner Webpage:

Sonnenhaus – Interieurdesign

OYH – Open Your House*

OYH – Open Your House*

OYH – Open Your House*

Konzept für einen 40ft“ Überseecontainer als mobiles Hostel

O Y H ist der Name für ein mobiles Miniatur- haus welches auf der Basis eines Standard 40 Feet Überseecontainers zur Entfaltung kommt. Die Abkürzung OYH steht für _ open your house _ und ist als Aufforderung zu verstehen, mitzumachen die Grenzen zwi- schen Innen- und Aussenraum aufzulösen. Der Container ist nach dem Aufklappen von Dach-, Wand- und Bodenflächen drei mal so groß und ist mit seinem flexiblen Innenleben zum Wohnen, Arbeiten oder für kulturelle Zwecke geeignet. An besonderen Orten, in Stadt und Landschaft können mit OYH un- genutzte Grundstücke wie ehemalige Hafen- anlagen oder Industriebrachen bespielt wer- den. Diese im Strukturwandel befindlichen urbanen Areale könnten ohne größere Pla- nungsvorhaben zu gefährden übergangswei- se sinnvoll genutzt werden.

Spreepark Berlin – Nutzungskonzept

Spreepark Berlin – Nutzungskonzept

Spreepark Berlin – Nutzungskonzept

Erstellen von Entwürfen für ein Nutzungskonzept für den Spreepark Berlin

– eine Initiative von 3deluxe biorhythm

Maare Ignis – Designhotel & SPA

Maare Ignis – Designhotel & SPA

Gemündener Maar bei Daun – Vulkaneifel

Maare Ignis – Designhotel & SPA

Landschaftlich bezogenes Designhotel mit SPA  mit den Heilmethoden von Pfarrer Kneip

…vorab

Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich mir diese Aufgabe ohne Vorgaben selbst gestellt, eigenständig strukturiert und in nur 10 Wochen umgesetz. Die Arbeit wurde von Prof. Norbert Berghof und Prof. Swantje Kühn an der Fachhochschule Detmold (Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur) betreut. Besonderer Dank gilt Helmut Schröder. Er hat mich bei meiner Suche nach einem geeigneten Ort auf die Vulkaneifel verwiesen und mich bei meiner ersten Ortsbegehung begleitet.

Aufgabe und Konzept:

Landschaftlich bezogenes Designhotel aus einer Kombination Badehaus und Hotelkomplex

Thema des Hauses: 

Der Mensch ist zu Gast, an einem besonderen Badeort in starker Verbindung zur Natur. Ein Ort der Ruhe, Entspannung und Kraft. Gesund durch Baden, Bewegen und gute Ernährung.

Bestehend aus einem Badehaus und Hotel soll die Möglichkeit einer neuen Badekultur, präventiven Gesundheitsvorsorge und behaglicher Gastlichkeit geschaffen werden.

1. Studie – Schnitt mit Ausblick

Hierfür wird der einzigartige Naturstandort frei gewählt und das natürliche Wasservorkommen für das Bad und der traumhafte Ausblick für das Hotel genutzt.

1. Studie – Standort bei A7, Kasseler Berge

Abgeleitet von der Philosophie des Pfarrer Sebastian Kneipp: „Alles was wir brauchen, um gesund zu bleiben, hat uns die Natur reichlich geschenkt“, spielen die 5 Bestandteile seiner These: Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung und Balance beim Entwurf und der Organisation der Gebäude eine besondere Rolle und werden durch eine einmalige Architekturform erlebbar gemacht.

1. Studie – Apartment mit Einzelbecken

Darüber hinaus lassen sich mehrere Entwurfsprinzipien aus den geologischen, topographischen Besonderheiten des Ortes, sowie zeitgeistlich kulturellen Errungenschaften der Gesellschaft ableiten.

1. Studie – Schnitt durchs Badehaus

Standort

In der Vulkaneifel (Rheinland-Pfalz) befinden sich die drei Dauner Maare, das nördlichste davon ist das 325 Meter lange und 300 Meter breite und 38 Meter tiefe Gemündener Maar. Entstanden durch unterirdische vulkanische Wasserdampfexplosion gleicht die Topographie einem schiefliegenden Trichter. Im Osten erstreckt sich ein 160 Meter hoher Berghang, welcher nach Westen gleichmäßig auf eine 10 Meter hohe Erhebung schrumpft und den See auf Höhe des Wasserspiegels gleichmäßig umschließt. Der See liegt ca. 406 m über NN und wird im Sommer als Freibad genutzt, darüber hinaus dient das gesamte Landschaftsareal der drei Dauner Maare als Naherholungsgebiet den Bewohnern der Region.

Architektur und Gesundheit

Hierbei spielen die von Pfarrer Kneipp entwickelten 5 Bestandteile des ganzheitlichen Lebens eine besondere Rolle und werden durch eine einmalige Architekturform erlebbar gemacht.

Die 5 Bestandteile sind sinngemäß:

1 Wasser:„… für den gesunden Menschen ein vorzügliches Mittel, seine Gesundheit und Kraft zu erhalten, so ist es auch in der Krankheit das erste Heilmittel; es ist das natürlichste, einfachste und wenn recht angewendet das sicherste Mittel. Das Wasser ist mein bester Freund und wird es bleiben, bis ich sterbe.“ 

2 Pflanzen: „Mit jedem Schritt und Tritt, welchen wir in der herrlichen Gottenatur machen, begegnen wir immer wieder neuen Pflanzen, die für uns höchst nützlich und heilbringend sind.“

3 Bewegung: „Die Bewegung erhöht die Lebenslust und hilft dem Menschen durch die Stärkung seines Körpers.“

4 Ernährung: „So lange keine durchgreifende Änderung in unserem Ernährungssystem eintritt, können die argen Schäden, an denen die Menschheit krankt, nicht behoben werden, es wird im Gegenteil noch schlechter werden.“

5 Balance: Die Ausgewogenheit allen Tuns ist die Grundlage für ein gesundes, aktives und zufriedenes Leben. Wasser, Pflanzen, Bewegung und Ernährung. Jedes dieser Elemente leistet seinen ganz individuellen Beitrag für Gesundheit und Lebensfreude. Und doch ist es nach Sebastian Kneipp das Zusammenspiel aller vier Elemente, das Körper und Geist in Balance hält. 

Architektonisches Prinzip

Der Mensch im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die leibliche Erfahrung vom Baden, Bewegen und Ernährung, die Sehnsucht des Menschen nach der ureigenen Form dieser Erfahrungen in direkter Verbindung zur Natur und anderen Menschen.
Dabei ist der gebotene Aktionsradius auf das Wesentliche reduziert und erfährt seine Verdichtung in der Kombination der einzelnen Bestandteile. Alle Räume und Wege sollen ein intensives Erleben des Körpers und Geistes anregen und die Lust daran um ein mehr- faches steigern.

Die Formgebung der gebauten Räume wird dabei aus den geologisch, topographischen Besonderheiten der Landschaft und den zeitgeistlich kulturellen Erungenschaften der Gesellschaft abgeleitet.

Ausrichtung und Lage der Baukörper

Hotel und Bad werden auf der Achse der vorhanden Baumschneise auf die Mitte des Maares und gegen westliches Abendlicht ausgerichtet. Das Bad wird in unmittelbarer Nähe auf der Höhe des Wasserspiegels positioniert und findet Schutz in der bergenden Kessellage des Maares. Das Hotel findet seinen Platz in oberer Hanglage, von der aus ein weitreichender Blick in die Landschaft geboten wird. Die Baukörper wirken wie Medaillons oder Schmuckstücke auf der ausgebreiteten Landschaft.

Weg

Der Fußweg zwischen Badehaus und Hotel lädt zum unmittelbaren Erleben der einzigartigen Landschaft des Vulkantrichters ein. Der Weg mündet zu beiden Seiten im jeweiligen zentralen Raum der Häuser. Am Hang verbindet er auf spielerische Weise die angrenzenden Waldhälften.

Bad

1. Inspiriert durch die geologische Entstehungsgeschichte des Maares:…. Lava-Eruption….Grundwasser trifft auf Magma….Explosion und Auswurf von Gesteins- massen…..: trifft am Rand des Außenbeckens warmes Badewasser auf kaltes Maarwasser, so entsteht eine Reaktion, vor allem im Winter durch aufsteigende Dämpfe sichtbar. Das Spiel zwischen Warm und Kalt wird nicht zuletzt beim Durchschwimmen der unterschiedlich temperierten Becken erlebbar, welche am Ende mit dem Eintauchen ins Maar seinen Höhepunkt findet.

2. Der unterirdische Wasserzulauf, welcher das Maar speist, sowie die generell über Gesteinsschichten verlaufenden Wasservor- kommnisse werden durch die stufenweise Schichtung der Schwimmbecken und einen von innen nach außen abfallenden Temperatur- verlauf….38 Grad….36 Grad…32 Grad….26 Grad….14….Grad…erlebbar.

3. Die Baukörperform des Badehauses steht im bildhauerischen Dialog mit der Landschaft des Vulkantrichters.

4. Der Weg zwischen Hotel und Bad mündet über das Außenbecken im Maar.

Hotel

1. Die Baukörperform des Hotels steht ebenfalls im bildhauerischen Dialog mit der Landschaft und korrespondiert mit dem Bade- haus.

2. Alle Wohn-, Ess- und Kommunikationsräume ermöglichen sowohl den prächtigen Ausblick auf das Maar als auch den westlichen Abendhimmel.

3. Der Weg zwischen Bad und Hotel endet über eine skulpturale Rampe im obersten Geschoss des Hauses, dem Restaurant. 4. Das Thema Wasser und Stein findet in der Gestalt der Bäder in den Hotelzimmern seinen Abschluss.

Materialien und Farben

1. Die Baukörper bestehen entsprechend ihrer Bedeutung aus sehr hell oder dunkel gefärbten Sichtbeton. Die dunkel gefärbten Wand- und Bodenflächen im Badehaus und Vorderhaus des Hotels sind vom Farbton des vor Ort vorkommenden Tuffgestein abgeleitet. Der im Entwurf stark überzeichnete dunkle Farbton soll den Kontrast zwischen Innen- und Außenraum verstärken und dem Besucher einen gerahmten Ausblick in die Landschaft bieten. Die unweigerlich kontemplative Wirkung begünstigt zu dem den Badeakt, sowie die Erholung und Nachtruhe in den Hotelzimmern. Die weissen Sichtbetonflächen findet man in allen dienenden Funktionsbereichen.

2. Alle höher temperierten Trocken- und Nassbereiche im Badehaus und Hotel sind mit roten Glasflächen umkleidet. Das rote Glas erinnert an glühende Lava oder Feuer.

3. Die übrigen verglasten Flächen bestehen aus einem sehr hellen petrol gefärbten Glas. Es steht für Kühle, Klarheit und Frische. 4. Die Polstermöbel in der Bar, Lounge und Restaurant sind mit ocker farbigen Bezügen versehen.
MAARE IGNIS

Das Wort Maare ist eifeler Mundart, bedeutet See und ist vom lateinischen Mare für Meer abgeleitet. Das Wort Ignis ist ebenfalls latein und bedeutet Feuer oder Hitze. Somit bedeutet MAARE IGNIS: ERHITZTES MAAR oder auch FEUERMAAR .

Anerkennung Tautpreis BAK 2007

DBZ Ausgabe 2 I 2008

Vielen Dank an Helmut Schröder für seine Unterstützung bei der Suche eines geeigneten Ortes!

Islamische Hofhäuser – Broschüre

Islamische Hofhäuser – Broschüre

Islamische Hofhäuser – Broschüre

Broschüre zu traditionellen Hofhäusern des Islam

Victoriaspeicher – Städtebauentwurf

Victoriaspeicher – Städtebauentwurf

Victoriaspeicher – Städtebauentwurf

Umnutzung des alten Victoriaspeichers der BEHALA in Berlin-Kreuzberg – Städtebau Entwurf

Auszug aus dem Exposé

Durch die umfassende Neustrukturierung Berlins nach der Wende, haben grosse Flächen früheren Grenzgebietes eine neue Bedeutung im Stadtraum bekommen. Ehemalige Industrie- und Hafengelände, ihrer früheren Nutzung enthoben, spielen eine besondere Rolle für das Ziel der Stadt, sich stärker dem Wasser zuzuwenden, das früher lediglich als Transportweg diente.

So auch der ehemalige Getreidespeicher mit seinem dazugehörigen Hafen. Eigentum der BEHALA, ist es im Rahmen der Investoren- Initiative Mediaspree zu betrachten, die versucht in diesem Abschnitt der Spree verstärkt unternehmen der Medienbrache anzusiedeln. Vorgesehen ist an diesem Ort eine durchmischte Nutzung – Wohnen, Arbeiten, Einzelhandel, Kultur , eine starke Einbindung der Spree in den städtischen Lebensraum erwünscht.

Im Hinblick auf die starke Verdichtung durch großvolumige Bürobauten zu beiden Spreeufern, wird es notwendig öffentlichem Freiraum zu schaffen, und damit Kreuzberg einen Zugang zur Spree zu ermöglichen. Dieser wird durch einen urbanen Platz geschaffen, Zwischenstation am weg entlang der Spree, zwischen innerstädtischer verdichtung und dem Naherholungsgebiet Treptow-Park.

Punkt 1077 – Ort des Rückzuges

Punkt 1077 – Ort des Rückzuges

Punkt 1077 – Ort des Rückzuges

Konzept & Entwurf zur Raumnutzung eines verlassenen Ortes in den schweiz’italienischen Alpen im Rahmen meines Architekturstudiums

Alpe Fondo Monfraccio

Alpe Fondo Monfraccio

Alpe Fondo Monfraccio

Alpe Fondo Monfraccio

Alpe Fondo Monfraccio

Alpe Fondo Monfraccio

Talsohle nach Erdrutsch

Bagni di Craveggia

Bagni di Craveggia

"Bei den Brücken"

"Bei den Brücken"

Isorno

Isorno

Farbe & Struktur

Farbe & Struktur

Ankommen

Phänomene des Reisens

Nach insgesamt 24 h Fahrzeit von NRW, übern Breisgau, einer Übernachtung am Gotthardpass kam ich Vormittags bei strahlend blauem Himmel im Onsernonetal an. Die ersten Ausblicke ins Tal waren beeindruckend. Es war Ende Mai, alles grünte und die Natur präsentierte sich prachtvoll. Ich hatte mir nach meinem ersten Aufenhalt 6 Wochen zuvor die Aufgabe gestellt, beim nächsten Besuch das Angekommen und den Weg durchs Tal nach oben zur Alpe Fondo Monfraccio mit Zeichnungen, Fotos und Aquarellen zu dokumentieren. Zudem inspirierten mich die Schriften verschiedener Philosophen wie Otto Friedrich Bollnow zum Thema „Entschleunigung“ und „Phänomene des Reisen“. Ich wollte unteruchen wie sich die Berge auf meine Wahrnehmung auswirkten. Was passiert mit mir nach 1000 km Autofahrt über die Alpen, heruntergebremst durch das engste Tal des Tessins um es am Ende nicht erwarten zu können, auszusteigen um zu Fuss weiter zu laufen. Doch zu vor wollte ich die einzelnen topografischen Veränderungen auf mich wirken lassen und die Übergänge bildhaft festhalten. Ich stellte also bald mein Auto am Straßenrand ab und machte die ersten Fotos. Die Dörfer und Zesuren des Menschen in der Landschaft waren noch weit weg. Lediglich die Strasse, und das Auto und ich waren menschlichen Ursprungs. Ich sah einfach nur ein Meer von Natur und machte bald darauf auch mein erstes schnelles Aquarell.

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Entschleunigung

Nachdem ich den vorderen Teil des Tals bereits durchfahren hatte und mich nicht satt sehen konnte, parkte ich das Auto für längere Zeit, legte die Kamera zur Seite und lief die ersten Schritte den Hang hinauf. Zu schön ist die Aussicht, dachte ich, diese weiter an mir vorüberziehen zu lassen. Beiendruckend wie fein sich die Strasse an den Berg schmiegt. Die Häuser auf jedem verfügbaren Plateau stehen und sich zu kleinen Siedlungen versammeln. Ich suchte mir einen schönen Platz, setze mich und machte mein nächstes Aquarell. Die Vorzeichnung wies schon wesentlich mehr Details auf und dauert länger als ich es eigentlich eingeplant hatte. Doch ich merkte, wie ich langsam ankam und nahm mir die Zeit die ich brauchte.

Russo

Ponte Oscuro

Ponte Oscuro, die dunkle Brücke. Sind zwei aufeineanderfolgende Brücken die mir am Abzweig ins Seitental Vergeletto bereits bei meinem ersten Besuch im Onsernone aufgefallen waren. https://www.wildvalley.ch/ponte-oscuro. Hier reisst der rechte Berghang kurz auf und gibt den Blick ins Vegeletto frei. Der Ribo hat hier eine tiefe Schlucht in den Berg geschnitten. Eine Brücke führt mich hinüber. Ich parke das Auto, laufe zurück und quetsche mich wegen vorbeifahrender Autos an den Strassenrand um einen schönen Bildausschnitt für mein nächstes Aquarell zu finden. Dann gehe ich kurz unter die Brücke. Die beiden Brücken stehen auf schwindelerregnede Weise auf nur wenigen Felsen gebaut zwischen die Felswänden. Meine Faszination für Brücken ist mir aus meiner eigenen Arbeit an solchen vertraut und überlege kurz, das Spektakel aus Beton und Fels kurz zu zeichnen. Doch ich gehe dann wieder nach oben auf die Brücke um an meinem selbsgestelltes Thema „Den Weg und das Ankommen im Tal bis zur Alpe Fondo Monfraccio zeichnerisch darzustellen“ weiterzuarbeiten.

Crana

Nachdem nach 3 Aquarellen der Tag schnell vorbei war, übernachtete ich ein weiteres mal am Strassenrand im Auto. Am nächsten Tag hatte ich dann so langsam das Gefühl im Tal anzukommen. Ich nahm das ständige Rauschen des Isornos aus der Schlucht als „Begleitmusik“ wahr, zudem jedes weitere Geräusch und jedes Insekt was um mich herumschwirrt. Es beruhigte mich auf angenhme Weise. Zu spüren, dass die Berge irgendwie wie Medizin für mich sind. Alles in mir entspannte sich langsam und ich konzentrierte immer mehr auf meine Umgebeung. Immer mehr Details nahm ich wahr. Meine Blick kam langsam sind in Hochform. Ich hatte weiterhin Lust mich mit dem Zeichnen weiter vorzuarbeiten. Nachdem ich mich dann nach einem kleinen Frühstück die Serpentinen hoch um den Berg gewickelt hatte, bleibe ich im nächsten Dorf gleich wieder stehen und zeichnete in Crana die ersten Häuser. Die Szene wie sich die Strasse zwischen mehreren kleinen Bergterassen durchwindet gefiel mir gut. Auf jeder halbwegs bebaubaren Fläche stand ein Haus. Die Vorstellung dass die teilweise jahrhunderte alten Häuser von Menschen mit der blosen Hand gebaut wurden lies mich demütig darauf blicken. Mir vielen mit zunehmender Enge des Tals auch immer mehr Details auf. Die Entspannte haltung und das gute Wetter trugen gewiss auch dazu bei. Ich freute mich auf mein nächstes aquarell und was der tag noch so mit sich bringen würde.

Crana

Comologno

In Comolognio hat mich die Enge zwischen den Häusern dann richtig gepackt. Es war bereits Nachmittag, die Sonne kam von vorn, sodass mir bei Gegenlicht ein wirklich harten Schatten entgegen kam. Ich musste mit Sonnebrille zeichnen und aquarellieren. Inzwischen war das Tal so eng und die Hänge so steil, dass die Strasse mehr oder minder durchs Wohnzimmer führte. Vor den Häusern war kein Platz außer für die Strasse. Wozu auch. Denn erst seit gut hundert Jahren führt überhaupt eine Strasse dort hin, die Häuser stehen aber teilweise schon seit 1000 Jahren. Da gab es noch keine Autos um Dinge und Menschen zu befördert. Nur Menschen, Ziegen und eventuel ein Esel kamen hier entlang. Heute kriechen Autos und schweizer Postbusse in jeden Winkel der Alpen. Da muss die Veranda schon mal einer Strasse weichen. Vielleicht haben sich auch deswegen Aussteiger und verschiedene nahmhafte wie Max Frisch hierhin verirrt um für einige Zeit oder dauerhaft hier zu leben. Der Spiegel schreibt: Das hinterste Onsernonetal sei „die schönste Sackgasse der Schweiz“: Artikel zum Spiegel Max Frisch inspirierte die Gegend zu „Der Mensch erscheint im Holozän“, eine düstere Parabel über die Nichtigkeit des Menschen angesichts einer gleichgültigen Umwelt. Mich inspirierte sie weiter zu zeichnen und die Gegend weiter auf mich wirken zu lassen. Mein Experiment der der intensiven Raumerfahrung durch Zeichnen scheint zu gelingen. 

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Ab Spruga ging es mit dem Rucksack nur noch zu Fuß weiter. Bis zur Alpe Fondo Monfraccio sind es ca. 4 km. Unter den Bedingungen des gerölligen zweiten Abschnittes ein etwa 90 min bis zwei Stunden strammer Fussmarsch. Doch was mich bereits wenige hundert Meter nach Spruga am steilen Berghang erwarte zog erneut meine Aufmerksamkeit auf sich. Der Isorneo war nun deutlich lauter zu hören. Aus den Felsen tropfte frisches Quellwasser. Überall wo Wurzeln Halt fanden wuchsen üppig Farne, Gräser, Moose und vereinzelt auch Wildblumen. Ich war „der wilden Natur“ ein deutliches Stück näher gekommen. Links den Berghang nach unten geblickt hatte ein Imker sein Bienenvolk platziert. Hier standen noch immer Häuser wie an den Hang „geklebt“. Sie schienen mit dem Berg zu verschmelzen. Oder aus ihm herauszuwachsen. Plötzlich rauschte vom rechten Hang ein Wasserfall herab. Ende Mai floss nicht mehr so viel Wasser über die breit ausgewaschene Felsfront, sodass ich ohne nass zu werden auf der Brücke stehen bleiben konnte. Ich machte mein nächstes Aquarell. Es war alllerdings schon spät. Das Licht war weg. Es sollte an diesem Tag mein letztes sein. Bis zur Alpe werde ich es heute wohl nicht mehr schaffen. Ich ging danach noch weiter bis zur italienische Grenze wo der Weg auf den Fluss trifft. Da es schon spät war, entschied ich dort zu verbringen.

Bagni di Craveggia

Es ist einer der spannensten Orte in der Natur an dem ich bisher war. Hier trifft der zuvor ausführlich beschriebene Weg auf den mich ständig begleitenden Fluss. Der nördliche und südliche Berghang trifft bis auf wenige Meter vom Fluss getrennt zusammen bevor dieser in die Tiefe rauscht. Zuvor breitet sich flussaufwärts das Tal zu einer breiten mit Steinsgeröll überfrachteten Talsohle aus. Das Wasser der letzten Schneeschmelze mäandert mal mehr mal weniger gebündelt hindurch. Am Nordhang stehen die Ruinen des enstigen Termalbades „Bagni die Craveggia“. Die Brücke die etwa 100 m flussabwärts beide Seiten verband wurde seit dem verheerenden Erdrutsch von 1978 noch nicht wieder aufgebaut. Der Wasserstand ist Ende Mai so niedrig, dass man den Fluss zwar nicht trocken, aber zu Fuss durchqueren kann um sich die Ruinen auf der anderen seite näher anzuschauen. Und zu allem Überfluss verläuft genau da wo im zweiten Weltkrieg Partisanenkämpfe tobten die Grenze zwischen der Schweiz und Italien. Ich gehe also durch den Fluss auf die andere Seite und schlage auf der Terrasse der Ruine mein Lager auf. Die Nacht verbringe ich dann zufrieden bei dem seicht dahin plätschernden Fluss.

Infos: Bagni di Craveggia

Standort: Bagni di Craveggia

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Erdrutsch

Nach dem ich am nächsten Morgen die Schlucht zwischen den Hängen mit der Ruine und den Fluss noch schnell aquarellierte machte ich mich auf zum letzten Abschnitt meines Weges, zur Alpe Fondo Monfraccio.  Die Talsohle verlief sehr flach, kaum Steigungen, nur viel Geröll und kleine Sträucher und Birken die sich ihr Refugium zurückeroberten. Denn noch immer sind die Spuren vom verheerenden Unwetter vom August 1978 mit einem in einer Katastrophe auslösendem Erdrutsch zu sehen. Ein ganzer Abschnitt rutschete auf der rechten Seite des Hanges den Berg herunter und verstopfte die Talsohle. Das Wasser konnte nicht mehr abfliessen und staute sich an. Nachdem der Druck aus den Wassermassen zu groß wurde, brach der Damm und überflutete das Tal. Dabei wurde nicht nur ein Grossteil der noch vom vorherigen Unwetter verschont gebliebenen Reste der Ruine Bigni di Craveggia mitgerissen, sondern auch alle Brücken über den Isorno. Die Talsohle verändert sich auch heute noch und in alle Zeiten ständig. Der inzischen zum Unesco- Welterbe erklärte Abschnitt des Tales soll sich selbst überlassen bleiben. Daher konnte ich auch auf meiner letzten Reise im Mai 2022 neue Spuren durch kürzliche Unwetter entdecken. Dabei sucht sich das Wasser ständig einen neuen Weg und reisst alles mit was im Weg liegt. Der alte Pfad zur Alpe war teilweise vom Fluss „aufgefressen“, und nicht mehr da, so dass ich durch das Gestrüpp mir einen neuen Weg suchen musste. Hier kann man die Veränderung der Natur tatsächlich noch beobachten, wenn der Mensch nicht eingreift und begradigt. Und das ist gut so!

Standort

Alpe Fondo Monfraccio

Es war bereits Nachmittags und zwei Aquarelle weiter als ich endlich am Verheisungsort der Alpe Fondo Monfraccio ankam. Den Ort den ich bereits 6 Wochen zuvor im April aufgesucht und für mein Entwurfsprojekt „Ort des Rückzuges und Auseinandersetzung“ auserkohren hatte. Mein lieber Professor Andreas Kleinefenn der mich als Mentor bei der Ausarbeitung meines Projektes unterstützte hatte mich hierher geschickt. Er machte früher mit seiner Familie oft Urlaub im Tessin, kannte den Ort und wusste was ich suchte. Ein aussergewöhnlicher Ort der bei mir sofort eine unglaubliche Faszination auslöste. Ein Kraftort. Als ich mich beim ersten Besuch an der Talsohle über Gesteinsmassen entlangarbeitete, konnte ich nur erahnen, was mich erwartete. Nach und nach wurde der nördliche Hang flacher, das Tal weitete sich auf und der Fluss teilte sich stromaufwärts in zwei Bäche.  „Bei den Brücken“ war ich nun. Das Tal hat sich zu einer Trichterform aufgeweitet. Ich ging weiter auf der Nordseite durch Büsche und kleine Bäume die flache Böschung hinauf und stand plötzlich auf einer grossen Wiese die für das sonst so steile Tal recht flach war. Nach dem ersten Rundumblicken entdeckte ich sofort die alten Steinhäuser einer offenbar nicht mehr genutzen Alm.  Zwei weitere Häuser schienen von Zeit zu Zeit bewohnt zu sein. Es war aber niemand Vorort. Aus vorherigen Recherchen wusste ich, dass die Almen die im hinteren Teil des Onsernonetals auf italienichem Staatsgebiet liegen, bis in die späten 70er Jahre über die Zufahrt durch die Schweiz bewirtschaftet wurden. Doch der Aufwand ist für heutige Verhältnisse zu hoch, sodass diese nicht mehr bewirtschaftet werden. Nur gelegentlich ziehen noch ein paar Ziegenherden durch und nutzen dann die verlassenen Häuser als Stallung. Ich ging dann weiter den Hang hinauf bis zur Waldgrenze und erhielt einen fantastischen Blick übers gesamte Areal. Ein sah auf ein ca. Fussbalfeld grosses Geländestück was so im gesamten Onsernonetal kaum ein zweites mal geben wird. Ein offener, freier Ort wie ich ihn eher auf den Bergen suchen würde. Und zugleich beschütztend durch seine besondere Topografie. Mir war sehr schnell klar, wenn ich auch niemals in Wirklichkeit an diesem Ort bauen würde, ich muss mich mit ihm und seiner besonderen Wirkung auseinandersetzen. Ich war nun am Ende meines Weges zur Alpe Fondo Monfraccio auch endlich im Onsernontal angekommen.

Der verlassene Ort – Alpe Fondo Monfracchio am Punkt 1077 im hinteren Onsernonetal

Topografie

Der Punkt 1077 ist ein Landvermessungspunkt auf dem Grund der Alpe Fondomonfracchio im hintersten Teil des Valle Onsernone.

Es ist ein abgeschiedener Ort im Grenzgebiet der schweizerisch-italienischen Alpen. Etwa 50 Meter über der Talsohle erheben sich mehrere ineinander verschachtelte Plateaus. Sie bilden eine topografische Besonderheit im vergleichsweise steilen Onsernonetal.

An zwei Seiten nach Osten und Süden hin ist eine natürliche Böschung die als Hang bis zur Talsohle reicht. Richtung Westen befindet sich ein große flache Wiese die mit Büschen und Bäumen die Einblicke vom angrenzenden Wanderweg verwehrt. Nach Norden ist das Areal von einem dann wieder stark ansteigendem Hang mit Wald begrenzt. Ein Platz der beide Extreme die man in den Bergen erwartet auf wundersame Weise vereint. Enge und Schutz wie sich bei Kessellagen einstellt und durch die Erhöuhung über der Talsohle Weite mit Ausblick beinahe bis Bagni di Craveggia.

Vereinzelt entdeckt man Fundamentenreste einstiger Häuser. Die fehlenden Steine vom einstigen Gebäude wurden gewiss längst wieder verbaut. Die Terrassen wurden zum Anbau von Gemüse so angelegt, dass Böschungen die kleinen Felder vor kalten Winden schützen und Sonne ihre ganze Kraft entfalten konnte. Die Wiesen sind flach und im Sommer saftig grün, sodass mehr Tiere als im Onsernone üblich satt würden. Dieses zusammenhängende Landschaftsareal von ca. 100 x 200 Meter ermöglichte einst einen grossen Almbetrieb. Eine Häusergruppe, bestehend aus einem grossen Stall, Wohnhaus und Kashaus wird heute aber nur noch in einem geringen Masse bis garnicht mehr genutzt.

1 min zu Fuß, südwestlich der Alpe trifft man auch noch auf eine weitere topopgrafische Besonderheit. „Bei den Brücken“ vereinen sich zwei Seitenarme zum zentralen Onsernonetal. Der Isorno speisst sich hier aus zwei einzelnen Flussläufen. Die Flussgabel die das Plateau umschliesst wird von zwei Brücken überspannt. Zu einem der beiden Flüsse führt ein Pfad zur Talsohle von dem aus man in einem natürliches Bassin baden gehen kann. Nur in wenigen Minuten zu Fuß kann hier der Gegensatz zwischen der offenen Weite der Alm und der engen Talsohle hautnah erlebt werden.

Bestandsgebäude

Das linke Steinhaus ist zweigeschossig und wurde offenbar als Wohnhaus genutzt. Wie alle Häuser besteht es traditionell aus örtlichen Gesteinen und sind auch mit Steinplatten eingedeckt. 

Das mittlere Haus ist das größte und dient offenbar als Stall mit Voratsspeicher für Heu unterm Dach.

Das rechte hintere Haus ist sehr klein, ca. 5 x 4 m und diente eventuell als Wirtschaftsgebäude, Käserei oder ähnlichem.

 

Traditionelle Bauweise

In diesem italienischen Teil des Tales ist es für wenige Wochen im Jahr die letzte noch betriebene Alm. Übrige einstige Almbetriebe verfallen und werden vom Naturraum zurückerobert. Sie sind an besonderen topografischen Stellen entlang eines alpinen Wegenetzes entstanden. An Senken, Nischen, Felsvorsprünge, Felswände, Plateaus, kleine oder grosse auf einem Bergrücken, Lichtungen, Kessel, Berggipfel u.s.w. Es sind meist kraftvolle Orte. Dort Erbautes übt eine starke Faszination aus und ist daher schützenswert.

In Berglandschaften wie dem Tessin hat die traditionelle Bauweise einen beachtenswerten Einklang des Gebauten mit seiner Umgebung hervorgebracht. Weniger durch eine intensive Auseinandersetzung des Erbauers mit Architektur und Landschaft, als durch topografische Zwänge sowie ausschließlicher Verwendung des örtlichen Baumaterials.

Der direkt vor Ort entnommene Stein wird zu Hauswänden, Dächern, Treppen und Wegen geformt. Bäume aus der Umgebung stellen das Gebälk für das Dach sowie für Fensterstürze. An den steilen Berghänge klammernt sind diese Häuser aufs Wesentlichste reduziert. Menschen, die jahrhunderte lang in diesen mühsam erbauten Lebensräumen gelebt haben, gebührt höchster Respekt und sie bedürfen keiner romantischen Verklärung. Doch zeitgemäss betrachtet, aus unserer „nimmersatten Lebensweise“ gibt es jedoch Grund genug inne zuhalten, hin zuschauen, um davon zulernen.

Alpe Fenei, Mondada, Pian Secco – Alternative Orte

Um sicher zu gehen, dass ich mit der Alpe Fondo Monfracchio die richtige Wahl für meinen Projektstandort „Ort des Rückzuges und der Auseinandersetzung“ getroffen habe untersuchte ich noch andere Orte. Ich sprach zuvor bereits von den beiden gegensetzlichen Orten in den Bergen. Im Tal umschlossen/geschützt und auf dem Gipfel offen und frei. Nach dem ich mich bereits für die Alpe Fondo Monfraccio entschieden hatte, wollte ich doch nichts ausschliessen und erkunde die Umgebung nach Alternativen weiter oben auf den Berghängen. Auf der Wanderkarte entdeckte ich dann mehrere kleinere Almen entlang eines dichten Wegenetzes oberhalb von Spruga, dem letzten Dorf vor der italienischen Grenze. Hier sollte ich fündig werden.

Auf dem Weg der mich von Spruga aus nach oben auf ca. 1500 m ü.M. führte, kam ich an wunderschönen teils bewohnten, teils verfallenen Häusern vorbei. Alle hatten eines gemeinsam. „Sie waren Teil des Berges“. Durch die Bauweise gingen sie eine unmittelbare Verbindung mir der Landschaft ein. So hatte ich das zuvor noch nicht gesehen. Ob saniert und bewohnt, oder als Ruine. Das Haus scheint aus dem Berg zu wachsen und geht wenn „es stirbt“ dahin zurück. Anschließend vorbei an Tabid, Teciasc, Piansecco und Mondada kam ich schließlich zur Alpe Fenei.

Sie ist eine kleine Ansiedlung aus mehreren ineinander verschachtelte Steinhäusern. Von der Ferne wirken diese Häuser wie aus der  Zeit gefallen. Etwas düster und beängstigend. Irgendwie mittelalterlich. Bei näherem Hinschauen bemerkt man an den Gebäuden dann doch die ein oder andere Erneuerung und dass hier Menschen wohnen und tatsächlich noch Tiere halten. Zwischen den Häusern wurden auch Gärten angelegt. Andere Häuser fielen ineinander. Ich dachte sofort: „hier müsste man was machen“. Vielleicht entwickle ich für diesen Ort ein Seminarhaus-Konzept. Platz wäre genug. Und weit und breit gibt es keine weiteren Häuser. Man hätte seine Ruhe. Später unterhielt ich mich dann mit einem Mann der ein Haus auf der Alpe Mondada als Seminarhaus betreibt und seine Räume für eine ganz ähnliche Nutzuung wie ich sie mir vorstellte anbietet. Doch nach einigen Tagen entschied ich mich dann doch für die Alpe Fondo Monfraccio. Der Ort ist einladenter und bietet viel mehr Platz. Und am Ende des Tals ist es auch immer eine gute Geschichte davon zu erzählen. Dennoch entschied ich mich wiederzukommen um mir den Ort nochmal näher anzuschauen.

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Nachdem ich mich entschieden hatte diesen Ort näher zu untersuchen, richtete ich meine Gedanken auf das Thema Erschließung und insbesonder der skulpturalen Treppenformationen auf die man überall trifft. Die traditionelle Bauweise erzeugt aus pragmatischen Gründen, doch zugleich auf äußerst stilvolle Weise eine Treppen- und Wegewirrwar, welches meine ständige Aufmerksamkeit auf sich zieht. Zur Erschliessung der oberen Geschosse, werden die Treppenstufen die ebenso wie die Wände aus örtlichem Gesteinsplatten bestehen einfach beim Aufschichten der  Wand zwischen die Lagen gesteckt. Sodass diese dann von den darüberliegenden Schichten gehalten werden um dann frei auskragend auf der Aussenwand den Bewohner nach oben zu tragen. Für Innentreppen ist bei den örtlichen Hausbreiten von 3-6 m oft kein Platz, sodass das das Dachgeschoss von außen erschlossen wird. Oder das Gelände ist so steil, dass das Dachgeschoss auf der Hangseite direkt erschlossen werden kann. Dazwischen gibt es unendlich viele Varianten von Treppen und Stufenanordnungen um am Haus oder Hang nach oben oder unten zu kommen. Alle eint wieder das eine. Sie wirken wie aus dem Berg gewachsen.

Ich zögerte nicht lange und wollte das Bezeihungsgflecht zwischen den unzähligen Treppenstufen zwischen den Häusern der Alpe Fenei untersuchen. Ich schritt jedes einzelnen Haus mit meiner Fusslänge als Richtmaß ab und fing an den Grundriss der Häuser aufzuzeichnen. Von der Hauptgasse aus setze ich die einzelnen Grundmauern und Zwischenräume in Beziehung zueinander. Ich zählte jede einzelnen Treppenstufe und zeichnete diese so genau wie möglich auf. Zwischendurch zeichnete ich den Geländeschnitt mit der westlichen Ansicht der vorderen Häuser. Da wegen der Geländesteigung, sowie Bewuchs kein Abschreiten möglich war, beobachte ich die Proportionen der Hauswände sehr genau und übertrug diese in Abstimmung zum Grundriss der bereist gezeichneten Häuser in mein Buch. So setzte ich meine Aufzeichnungen nach und nach fort und hatte mehreren Stunden intensiven Abschreitens, Beobachten und Aufzeichnens ein Ergebnis.

Die Erfahrung im Raum die ich beim Abschreiten und Dokumentieren in diesen wenigen Stunden gemacht habe, hat mein Beobachtungweise bis heute zwanzig Jahre später maßgeblich geschult. Als Zeichner gibt es kaum ein intensivere Erfahrung als das Bild was man zeichnet auch körperlich zu erfahren. Und  als Entwerfer ist es für mich eine absolutes Handwerkszeug bestehende Räume erfassen und darstellen zu können.

Überlagerung des heutigen Satelitenbildes mit meiner Skizze von 2002

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Aufgabenstellung

Finde einen „Ort des Rückzuges“

Die Alpe Fondomonfracchio am Punkt 1077 ist ein solcher Ort, der bei Bedarf in eine zeitgemässe Nutzung überführt werden will. Ein Ort des Rückzugs und der Auseinandersetzung soll entstehen. Die bestehende Gebäudestruktur wird so ergänzt, dass Gruppen von 30 Personen Platz finden, um verschiedenartige Gruppenarbeit durchführen zukönnen. Die besondere Abgeschiedenheit und Nähe zum Naturraum, soll Seminaren und Workshops der künstlerischen Gestaltung, spirituellen Wachstums oder Themen wie „von und mit dem Berg leben“, einen adequaten Rahmen verleihen. Durch die Anbindung an das alpine Wegenetz, können nicht zuletzt Wanderer beherbergt werden.

Bei der allgemeinen Betrachtung eines Seminarbetriebes stellen sich drei Funktionsbereiche heraus. Gemeinsames Essen und Wohnen, gemeinsames Arbeiten, Einzelaktivitäten.

Jedem Funktionsbereich soll eine eigene Bauform gegeben werden. Der bestehenden Gebäude sollen erhalten und geschützt werden. Alle neuen Bauformen stehen im Dialog mit der Landschaft oder leiten sich als Geschichte aus ihr ab.

 

 

Leite deine Geschichte aus der Landschaft ab

Dabei gilt: Die Funktionsräume eines Seminarhauses aus ihrer Zusammenfassung Haus herauslösen. Alle Innenräume werden zu eigenen Baukörpern und formieren sich auf dem Areal der Alpe Fondomonfracchio neu. Die Baukörper sollen sich so in der Landschaft verteilen, dass sie eine Beziehungsgeflecht für die Bewohner ermöglichen und zugleich genügend Freiraum lassen. Bauliche Eingriffe in die Landschaft sollen vermieden werden. Eine leichte, aufgeständerte Bauweise soll den Charakter der Landschaft erhalten. Ebenso wie die Besucher, sollen die neuen Häuser jeder Zeit verschwinden können.  

Beispiel: Baukörper verteilen sich wie herunterrollende Steine….

…oder klammern sich an die Böschung wie Geflecht was an Bäumen hochwächst 

Entwickele ein Raumprogramm für Auseinandersetzungen

1. Der große ehemalige Stall wird zu einem Gemeinschaftshaus umfunktioniert. Durch sein archaisches Wesen wird essentiellen Handlungen wie Versammeln, Essen, Kochen, Waschen, Körperpflege, etc. ein entsprechender Rahmen verliehen.

Die alten Steinhäuser der Alpe Fondomonfracchio werden zum zentraler Treffpunkt der Gruppe.

2. Ein neugebautes Seminarhaus ermöglicht die gemeinschaftliche Arbeit zu Therapiezwecken oder Gruppenarbeiten. Auch als Gästehaus für größere Gruppen kan es genutzt werden.

3. Einzelne Schlafzellen in Form von Miniaturhäusern stehen verstreut im Landschaftsraum. Sie dienen als Herberge und Tagesruheraum für den Einzelnen. Entgegen der alten Steinhäusern für die Gruppe, bilden diese den zentralen Ausgangspunkt für das Individuum.

 

Inspiration – Der Prophet

…und habt ihr Schönheit, die das Herz von den Dingen, die aus Holz und aus Stein geformt sind, hin zum heiligen Berge führt?

…fragt der Prophet in Khalil Gibrans gleichnamigen Werk

»Dann trat ein Steinmetz hervor und sagte: Sprich zu uns von den Häusern.
Und er antwortete und sagte:

Baut in eurer Vorstellung eine Laube in der Wildnis, bevor ihr ein Haus innerhalb der Stadtmauern errichtet.
Denn so wie ihr in der Dämmerung heimkehrt, so kehrt auch der Wanderer in euch heim, der ewig Einsame und Ferne.

Euer Haus ist die Erweiterung eures Körpers.
Es wächst in der Sonne und schläft in der Stille der Nacht; und es ist nicht traumlos. Träumt euer Haus nicht? Verlässt es nicht träumend die Stadt in
Richtung Hain oder Hügel?

Könnte ich nur eure Häuser in meiner Hand sammeln und sie wie ein Sämann in Wald und Wiesen verstreuen;
wären nur die Täler eure Straßen und die grünen Pfade eure Alleen, auf dass ihr einander in den Weingärten besuchen könntet und mit dem Duft der Erde in euren Gewändern heimkämt!

Aber das wird noch nicht so bald geschehen.
In ihrer Angst drängten euch eure Vorväter zu nahe zusammen. Und diese Angst wird noch ein bisschen länger andauern. Und ein bisschen länger noch werden eure Stadtmauern eure Herzen von euren Feldern trennen.

Und sagt mir, Menschen von Orphalis, was habt ihr in diesen Häusern? Und was verwahrt ihr hinter euren verschlossenen Türen?

Habt ihr Frieden, das stille Bedürfnis danach, das eure Macht offenbart?
Habt ihr Erinnerungen, die flimmernden Bögen, die die Gipfel des Geistes miteinander verbinden?
Habt ihr Schönheit, die das Herz von den Dingen, die aus Holz und aus Stein geformt sind, hin zum heiligen Berge führt?

Sagt mir, habt ihr diese Dinge in euren Häusern?
Oder habt ihr bloß Bequemlichkeit und das Verlangen nach Bequemlichkeit, jenes heimliche Ding, das das Haus als Gast betritt und dann zum Gastgeber und schließlich zum Herren wird?

Ach, und irgendwann ist sie dann ein Dompteur, und mit Haken und Peitsche macht sie Marionetten aus euren weiteren Wünschen.
Obwohl ihre Hände zart wie Seide sind, ist ihr Herz aus Eisen.

Sie wiegt euch in den Schlaf, nur um neben eurem Bett zu wachen und die Würde des Fleisches zu verspotten.
Sie macht sich lustig über eure intakten Sinne und hüllt sie in Watte wie zerbrechliche Gefäße.
Wahrlich, das Verlangen nach Bequemlichkeit tötet die Leidenschaft der Seele und erscheint dann grinsend bei deren Begräbnis.

Ihr aber, Kinder des Weltenraums, die ihr ruhelos in der Ruhe seid – nichts soll euch in die Falle locken, nichts soll euch zähmen.

Euer Haus soll kein Anker sein, sondern ein Mast.
Es soll keine glänzende Schicht sein, die eine Wunde bedeckt, sondern ein Lid, das das Auge beschützt.

Ihr sollt eure Flügel nicht zusammenfalten, nur um durch die Tür zu kommen, ihr sollt auch nicht euer Haupt senken, um nicht gegen die Decke zu stoßen, und auch nicht Angst haben zu atmen, um die Wände nicht zu sprengen und zum Einsturz zu bringen.

Ihr sollt nicht in Gräbern leben, die von den Toten für die Lebenden errichtet wurden.
Und trotz aller Herrlichkeit und Pracht soll euer Haus nicht euer Geheimnis bergen und auch nicht eure Sehnsucht beheimaten.

Denn das Grenzenlose in euch lebt im Hause des Himmels, dessen Tor der Morgennebel ist und dessen Fenster die Lieder und die Stille der Nacht sind.«

Umsetzung

Anordnung der Baukörper

Die neuen Baukörper werden hirarchisch in der Landschaft verteilt. Es gibt eine Mitte, oben und unten.

Mitte: die alten Steinhäuser bilden nach wie vor das räumliche Zentrum der Alpe. Der grosse Stall wird zum Kamin- und Esshaus. Das alte Wohnhaus bleibt Wohnhaus. Das ehemalige Kashaus wird zum gemeinschaftlichen Badehaus umgenutzt.

Oben: für die gemeinschaftliche Arbeit entsteht ein neugebautes Gruppen- haus. Es wird auf alten Fundamenten an der oberen Waldkante errichtet. Von dort gibt es einen weitreichenden Blick über das Tal und das Areal der Alpe Fondomonfracchio.


Unten: entlang der unteren Böschungs- und Waldkante stehen versteckt in Nischen oder aufrecht zwischen den Baumwipfeln verschiedene kleine Baukörper.Diese „aufeinandergestapelten“ Raumzellen dienen der Beherbergung und Rückzugsmöglichkeit des Einzelnen.

Dabei kommt dem gerahmte Ausblick in die Landschaft eine besondere Rolle zu. Der Bewohner soll sich hier losgelöst von der Gruppe und in geschützter Atmosphäre entspannen und als einzelner Bestandteil der Natur wiedererkennen.

 

Gemeinschaftshaus

Im Gemeinschaftshaus wird  gemeinsam gekocht und gegessen. Es gibt einen Kamin und um die große Tafel Polster und Kissen um nach dem Essen gemütlich beisammen zu sein.

Der Kamin ist als großer steinerner Block ausgebildet. Dieser kann überschüssige Wärme speichern und gibt diese auch nach dem Heizen wieder an den Raum ab. So bleibt das Haus immer gleichmäßig warm. Hinter dem Kamin ist eine große Küche mit einem zentralen Block eingerichtet. Hier kann das Essen gemeinsam zubereitet werden.

Das kleinere der beiden Steinhäuser nebenan wird zum  Bade- und Toielletenhaus umgebaut. Hier gibt es einen Außenwaschplatz wo im Sommer das Geschirr oder auch das Gemüse abgespült werden kann. Das mittlere Steinhaus wird  zum Teamerhaus umgebaut. Hier ist auch das Büro untergebracht wovon aus der Betreib geleitet wird. 

Landschaft

Das Seminarhaus soll Funktionen verschiedenster Seminarbetriebe gerecht werden. Ausgehend davon, dass es um eine Arbeit zu verrrichten, in welcher Form auch immer, einer horizontalen Ebene bedarf, wenn nötig einer Überdachung zum Schutz vor Sonne oder Regen und nicht zuletzt eines mit Wänden halb bis ganz geschlossenen Raumes. Sechs hintereinander gestellte biegesteife Rahmen tragen eine horizontale Lattung. Es entsteht eine zum Tal hin gerichtete 6 x 15 m grosse Freiterrasse. Desweiteren wird ein zweiseitig verglastes 6 x 15 m grosses Raummodul in der Rahmenkonstruktion abgehängt.

Zuletzt wird über dem Terrassenraum eine klappbare Dach-Wand-Konstruktion abgehängt. Damit kann die Terrasse zum einen überdacht werden und bietet Schutz vor Sonne und Regen. Zum anderen kann sie heruntergeklappt werden, und gliedert den Aussenraum in einzelne Bereiche. Zuletzt ist es möglich, in die Rahmenkonstruktion textile Elemente zu spannen, der Terrassenraum gestaltet zu einem Innenhof, von dem aus die Sicht nach aussen teilweise oder auf Wunsch ganz versperrt wird. Zudem bietet es Schutz vor Wind, Regen und Kälte bei Nacht oder Dunkelheit. Für verschiedene Arten der Seminararbeit bilden sich drei Varianten der Raumgestaltung heraus.


1. Offen: Die klappbaren Wand-Dach-Elemente über der Terrasse hängen oben, die Terrasse ist teilüberdacht. Der Blick ins Tal wird freigegeben. Bildhauerei, Malerei oder andere Ausübungen mit Sichtkontakt in die Umgebung werden ermöglicht. Denkbar auch, dass hier eine Gruppe von Wanderern des Nachts Unterschlupf findet.

2. Halboffen: Die Wand-Dach-Elemente hängen herunter, der Terrassenraum gliedert sich in mehrere Bereiche. Der verglaste Innenraum wird einseitig verschlossen und ist dadurch unabhängig vom Terrassenraum.


3. Geschlossen: Das Kreuzgangmotiv wird wirksam. Die Terrasse wird ringsum mit textilen Wandelementen verhangen. Die Klappen hängen unter. Umlaufend entsteht ein Kreuzgang. Diese Raumgliederung ist z.B. günstig für zen-buddistische Sitzsessions, dabei wechseln sich Sitzmeditation und stilles Gehen ab.


Der Innenraum mit seiner variablen Matratzenlandschaft ermöglicht z.B. heilpraktische Arbeit einerr Gruppe im Liegen und Sitzen. Farbige transluzente Vorhänge bewirken gezielte Lichtstimmungen im Raum.

Wohnunterkünfte

So einzigartig wie jeder Mensch ist, so unterschiedlich sind die Bedürfnisse, sich seinen Schlafplatz auszuwählen. Rückzugsbereiche wie eigene Zimmer und Schlafräume werden im Alltag zu Heiligtümern erklärt. Ganz besonders ist auf Reisen spürbar, wie individuell die Schlafgewohnheiten jedes Einzelnen sind. Bei aller Vielfalt lassen sich dennoch grob zwei Schläfertypen feststellen. Höhleschläfer und Baumschläfer.

Der BAUMSCHL ÄFER 1

Der Baumschläfer, der am liebsten hoch oben, weit über allem schläft, wird in der vorliegenden Variante wörtlich genommen. Ein Miniaturhaus, bestehend aus zwei übereinander gestapelten Raumzellen, wird auf schrägen Böschungsgrund gestellt (angeklammert am Berghang).

Das Gefühl, weit unter sich einen fliessenden, endlosen Raum zu finden wird dadurch spürbar. Die Schlafzelle dient ausserdem als Rückzugsort. Eine in die Wand klappbare Matratze ermöglicht einen grosszügig proportionierter Tages-Ruheraum.

Der BAUMSCHL ÄFER 2

Der Baumschläfer 2 ist ein mit Textilien verhängbarer Hochsitz. Er soll furchtlosen Baumkletterern Unterschlupf bieten.

Der HöHLENSCHL ÄFER

Der HöHLENSCHL ÄFER umschliesst sich am liebsten mit Wänden, igelt sich ein, schützt sich. In einem oberem Raummodul entsteht eine nach zwei Seiten offene Grube. Ein erhöhter Sitzbereich verstärkt das Empfinden, zu den Schlafplätzen hinabzugleiten. Das untere Raummodul lässt an einen Höhleneingang unter einem Felsvorsprung erinnern. Die erhöhten Schlafplätze bieten einen sicheren Standpunkt, um über den unteren Teil des Raumes zuwachen.

 

Das Ur-Tessin-Haus besteht aus geschossbreiten Raumzellen. Diese sind einzeln oder hintereinandergeschaltet übereinander gestapelt. Erschliessungen zu den Räumen werden entweder über Laubengänge oder durch in den Berg gehauenen Treppenanlagen ermöglicht.

Um die Häuser herum enstehen virtuose Treppengebilde, die den Häusern ihre unverwechselbare Gestalt verleihen. Für die neuen Unterkünfte gilt Gleiches: übereinander gestapelte Raumzellen werden von aussen durch gestaltverleihende Treppen erschlossen. Somit wird die“virtuoseTreppe“ zum zentralen Gestaltungsmotiv für die Miniaturhäuser.